Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Bettler (mhd. betelaere; von mhd betelen, ahd. betalon = wiederholt bitten; lat. mendicus). Infolge der Sklavenemanzipation, welche in der Spätantike durch das Christentum ausgelöst worden war und welche aus versorgten Sklaven besitzlose Freie gemacht hatte, wuchs die Zahl der armen Leute, die ihren Lebensunterhalt aus der Bettelei bestritten. Das Heer der Besitzlosen wurde verstärkt durch jene, die wegen körperlicher Gebrechen oder altersbedingter Hinfälligkeit erwerbsunfähig waren und solche, die ihre Arbeitsscheu mit vorgetäuschter Versehrung tarnten (Betrugsbettel). Die Kirche sah in der Armut eine urchristliche Tugend, und im Bettelwesen keinen behebungswürdigen Missstand, sondern eine Voraussetzung für die Werke christl. Barmherzigkeit. Mit der Gründung der Bettelorden erhielt die Bettelei endgültig ihre religiöse Weihe. In großen Städten wurde das Bettelunwesen zu einem sozialen Problem. Es wurden städt. Bettlerordnungen erlassen und Bettelvögte eingesetzt, die selbst aus dem Stand der Rechtlosen stammten und für eine gewisse Ordnung unter dem ortsansässigen Bettelvolk sorgten. Im 15. Jh. zeigten sich erste Versuche zur Pädagogisierung der Bettler: sie wurden zur Arbeit angehalten und vom Wirtshausbesuch ausgeschlossen. Zur gleichen Zeit fanden sich erste Anzeichen der Selbstorganisation: 1454 entstand eine Bettlergilde im niederrheinischen Zülpich, 1469 bildete sich eine Bruderschaft der Bettler in Straßburg.
(s. Armut, Seelbäder)