Bildteppiche

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Bildteppiche (mhd. te[p]pich, tepit, teppet, v. spätlat. tapetum = Decke, Wandbehang; mhd. meist “umbehang”). Aus dem byzantinischen und spanisch-maurischen Kulturkreis kam die Kunst der Bildwirkerei. Bildteppiche bestanden aus dem längslaufenden Kettfaden aus ungefärbtem Leinen, aus Wolle oder Seide und dem querlaufenden Schussfaden aus farbiger Wolle (später auch Seide oder Edelmetallfäden). Beim Wirken wurde der farbige Schussfaden mit der Nadel nicht von Webkante zu Webkante, sondern nur soweit nach rechts oder links durch das geöffnete Kettfach geführt, wie es die Vorlage erfordert. Je nach Format des Wirkstückes wurden waagrechte oder senkrechte Gewirkstühle benutzt. Die Umrisse der Vorlage wurden auf die Kettfäden gepaust. Bildmotive stammten aus dem christl. Glaubensschatz, aber auch aus höfisch-ritterlichen oder ritterlich-sagenhaften Erzählkreisen. Teppich- und Deckenwirkerei war fast ausschließlich klösterliche Frauenarbeit; die Erzeugnisse wanderten in Kirchen und Fürstenhöfe, sie dienten zur Isolierung von Wandflächen hinter Bänken und Betten (dorsipallia, dorsalia), zum Schmuck der Wände und Fußböden (tapetia), zum Aufbreiten auf Kirchenbänke und -stühle (bancalia, scamnalia). Im Spätmittelalter gehörten Bildteppiche zur gehobenen Ausstattung bürgerlicher Repräsentationsräume. Die frühen Bildteppiche des 11. und 12. Jh. lehnten sich stilistisch an die Buch- und Wandmalerei der Zeit oder an byzantinische Mosaiken an. Hervorragende Werkstätten in Deutschland gab es in Franken und am Oberrhein.

Herausragende Beispiele: der Teppich von Bayeux (um 1080, ca. 7 x 0,5 m, mit einer Bilderzählung von der Eroberung Englands), der 10 m lange Abrahams- und Michaels-Teppich im Domschatz von Halberstadt (um 1200; dargestellt sind Szenen der Abrahamgeschichte und der hl. Michael); der Apostelteppich, der Karlsteppich (um 1230/40), die Teppichfolge der Apokalypse von Angers (2. Hälfts 14. Jh., Darstellungen aus der Apokalypse auf ursprünglich mehr als 600qm) und der Marienteppich (um 1500) am gleichen Ort; Fragmente eines ursprünglich 7,40 m x 5,90 m großen Teppichs in der Stiftskirche von Quedlinburg (um 1200; Hochzeit des Mercurius mit der Philologia, nach einem bekannten Lehrgedicht des Martianus Capella).

Beim Teppichknüpfen bildeten Kett- und Schussfäden aus Hanf bzw. Lein das gitterartige Grundgewebe. Die kurzen, farbigen Wollfäden, die den Flor bilden, sind um je einen Kettfaden geschlungen. Der folgende blieb frei.In der nächsten Reihe wurde versetzt geknüpft. Die überstehenden Fadenenden wurden nach dem Knüpfen auf gleiche Länge geschoren.); Prophetenteppich und Tristanteppiche im niedersächs. Kloster Wienhausen.

(Die Bezeichnungen Gobelin und Tapisserie sind neuzeitlichen Ursprungs.)

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