Blutstillung

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Blutstillung (Hämostase). Blut galt als der vornehmste der vier Körpersäfte; Blutverlust gefährdete unmittelbar das Leben, rechtzeitige Blutstillung entschied über Leben und Tod. Man kannte vielerlei Arten von Blutungen (mhd. bluotrunst): solche, die spontan auftraten (Nasenbluten, Regelblutung, Darmblutung [“Blutfluss”], Bluterbrechen, Blutharnen, Bluthusten), solche, die absichtlich herbeigeführt wurden (durch Aderlass, Amputation) und solche, die durch mechanische Insulte entstanden (z.B. Blutungen aus Stich- oder Schusswunden). Heilung suchte man durch das Herbeten von Blutsegen, das Anrufen gewisser Krankheitsheiligen (Fiacrius, Martha, Serapia, Wolfgang), durch eine Vielzahl von Mitteln der Volksmedizin und der Heilkunde sowie durch die Kunst studierter Ärzte oder handwerklich ausgebildeter Bader und Wundärzte. Einige Beispiele für blutstillende Maßnahmen der Zeit: arterielle Blutungen suchte man wo möglich durch Abbinden zum Stehen zu bringen. Eine gängige Methode war das Kauterisieren (s. Brennen), wobei es zu massiver Gewebszerstörung, Nervenschädigung und zu nachfolgenden Gangränen und Infekten sowie zu entstellender Narbenbildung kam. Ähnlich wirkte das Verätzen blutender Stellen mit ungelöschtem Kalk. Zur Hemmung der Blutung übte man mittels Tupfern und Pflastern Druck auf die blutende Ader aus. Für die Pflaster verwendete man u.a. Leinen-, Filz- oder Baumwollflecken oder Zunderschwamm, getränkt mit speziellen Zubereitungen, z.B. mit in Wein oder Öl gekochten Ruta-Blättern (ruta folia) oder Bohnen, oder mit “Wirouch und olei gestossen und mit eiez wissen (Eiweiß) getempert (gemischt)”. Zur Stillung des verchbluots (Lebens-, Herzblut) empfiehlt der Wundarzt Heinrich von Pfolspeundt: “… nim das wasser von der swartzwurtz gebrannt, oder von dem szelbigen krawth, unnd nim ein guth teil bomwoll, die mach innen unnd aussen nass … Das szelbige lege im ubber, unnd haldt im das ein vast hinan.” In Wundpflastern wurden auch Exkremente von Tieren (Schweinen, Eseln, Schafen, Hasen, Gänsen) verarbeitet. Zur innerlichen Anwendung kamen Pflanzen oder Pflanzenteile, denen wegen ihrer roten Farbe Wirkung zugesprochen wurde, so z.B. Schlehdorn, Daschenkraut, Rosen. Auf dem gleichen Prinzip beruhte die blutstillende Wirkung roter Steine (Augstein, Blutstein, Hämatit), die als Amulett getragen wurden.

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