Bogen (Waffe)

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Bogen (mhd. boge = Gebogenes, Bogen [Waffe]; lat. arcus). Die älteste Distanzwaffe für Jagd und Kampf. Ursprünglich aus einem gewachsenen Holzstab, im nordeuropäischen Raum aus verschiedenen Schichten des gleichen Stammes (“natürlicher Kompositbogen”), im mittelmeerisch-orientalischen Kulturkreis aus mehreren Teilen und Schichten (verschiedener Hölzer, Horn, Fischbein und Sehnen) zusammengesetzt (Komposit- oder Reflexbogen). Beim mittelalterliche abendländ. Bogen bildeten die unbespannten Arme eine Gerade. Beim Herausarbeiten des Bogens aus dem Stamm nutzte man die unterschiedliche Qualität der verschiedenen Holzanteile: die höhere Dichte und damit Stabilität des älteren Kernholzes und die größere Elastizität des langfasrigen, jüngeren Splintholzes. Bogenmacher formten den Bogen – unter weitgehender Schonung des natürlichen Faserverlaufs – derart, dass der Bogenbauch aus dem Kernholz, der Bogenrücken aus dem Splintholz bestand. Bogenholz stammte vorzugsweise von jungen Eiben, daneben auch von Eschen, Eichen und Ulmen. Vorzügliches Eibenholz für Bogen stammte aus polnischen Wäldern und wurde von der Hanse als wertvolles Handelsgut bis nach England verschifft.

Um die Elastizität des Bogens zu erhalten, wurde der Bogen erst kurz vor dem Einsatz besehnt und gespannt. Die Sehne wurde mit den drei mittleren Fingern der rechten Hand zurückgezogen, wobei das Pfeilende an der Sehne und zwischen Zeigefinger und Mittelfinger ruhte. Der Pfeil (s.a. Waffen) lag links vom Bogen, sein Schaft ruhte auf dem Zeigefinger der linken Hand. Es ist anzunehmen, dass der den Bogen haltende (linke) Unterarm gegen die schnellende Bogenseite durch einen Schutz aus Leder oder Bein bewehrt war. Die Spannkraft eines durchschnittl. Kriegsbogens (sein “Bogengewicht”) betrug 30 – 35 kg, bei englischen Langbogen um 50 kg. Die Bogensehne war ca. 4 mm stark und bestand aus Brennnessel, Flachs, Hanf, Seide, Tierdärmen oder -sehnen und war sehr feuchtigkeitsempfindlich, weswegen sie bei Regen bis unmittelbar vor dem Gebrauch in einem Futteral trocken aufbewahrt werden musste. In England wurde im 13./14. Jh. der bis dahin 1 bis 1,5 m lange Bogen auf ca. 2 m verlängert (“englischer Langbogen”, Stärke in der Mitte ca. 13 cm), wodurch sich die Schnellkraft wesentlich steigerte. (Bei einer Zugkraft von 80 Kilopond konnten die Pfeile eine Fluggeschwindigkeit von 180 km/h erreichen.) Die wirksamste Schussweite lag bei bis zu 200 m, aber auch bei größerer Entfernung konnte ein Hagel aus hunderten von Pfeilen eine verheerende Wirkung haben. In den Schlachten des Spätmittelalter blieben die Bogner den Armbrustschützen hinsichtlich Beweglichkeit, Schussfrequenz und Reichweite stets überlegen. Höchsten Ruf genossen die engl. “archers”, die sich auf dem Kontinent als Söldner verdingten.

Distanzwaffen galten nach ritterlichem Kampfesethos als verächtlich, weshalb sich die Formationen der Bogner (bogenaere) aus unfreien Gefolgsleuten rekrutierten. Daran änderte sich auch nichts, als Bogenschützen vom 14. Jh. an kampfentscheidende Bedeutung erlangten (Schlachten von Crecy [1346], Poitiers [1356], Azincourt [1415]).

(s. Bogenschütze, Darmsaite, Kompositbogen, Waffen)

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
4,38 EUR
Bestseller Nr. 5
Nach oben scrollen