Bogomilen

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Bogomilen (slaw., = Gottesfreunde; auch Bulgari, Bulgri). Im orthodoxen Bulgarien begründete in der ersten Hälfte des 10. Jh der Priester Bogomil (= Gottlieb) eine Sekte, die von der byzantinischen Kirche im 12. Jh. blutig unterdrückt wurde und sich nur im heutigen Bosnien länger, nämlich bis zur osmanischen Invasion im 14. Jh., halten konnte – war sie dort doch im 12.Jh. zur Staatsreligion erhoben worden. In den Westen wurde die bogomilische Lehre durch Missionare gebracht, die Anfang des 12. Jh. in Italien, Frankreich und im westlichen Deutschland auftraten und Anhang unter Bauern und Handwerkern, unter Adligen und Geistlichen fanden. Der bogomilische Glaube fand seinen Nachhall im Glauben der Katharer (besonders in Südfrankreich) und der Patarener (in Norditalien).

Der Bogomilismus entstand in der Tradition des Gnostizismus, war also eine dualistisch-manichäische Religion. In seiner byzantinischen Überformung wurden Elemente der Geheimen Offenbarung aufgenommen. Satan, ein abgefallener Sohn Gottes, wird aus dem Himmel verstoßen, und reißt bei seinem Sturz andere Engel mit sich. Diese Engel sind die Seelen der Menschen, deren unsterblicher und himmlischer Teil. Satan, der Welterschaffer, wird mit dem Gott der Genesis gleichgesetzt. Das Alte Testament ist demnach die Offenbarung des Bösen. Christus ist ein Engel, der durch einen anderen Engel – Maria – Mensch geworden ist, und bei seiner Himmelfahrt den irdischen Leib zurücklässt. Die menschliche Seele, also die Seele eines gefallenen Engels, büßt durch die Gefangenschaft im menschlichen Körper für ihren einstigen Abfall von Gott. Durch den Beitritt zur Bogomilengemeinde kann die Buße beendet werden, und die Seele zu Gott zurückkehren.

Der grch. wie der röm. Kirche war die Sekte umsomehr verhasst, als sie Taufe, Eucharistie, Wunder, Kreuzesverehrung, alle Gebete außer dem Vaterunser, Kirchen und kirchliche Ämter rundweg als Verirrungen verwarf und Frauen mit religiösen Ämtern betraute. Der weltlichen Obrigkeit musste ihre Ablehnung jeder Herrscherautorität als gefährlich erscheinen; wegen ihrer Verweigerung von Ehe und Zeugung wurden sie homoerotischer Praktiken verdächtigt. Zudem machten sie sich im Volk durch die strikte Abkehnung jeglichen Fleischverzehrs unbeliebt.

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