Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Brunnenvergiftung. Das besonders gefürchtete und mit strengsten Strafen (Verbrennen, Rädern, Ertränken, Abhäuten bei lebendigem Leib) bedrohte Delikt der Brunnenvergiftung mag zwar bisweilen (etwa während einer Belagerung) tatsächlich vorgekommen sein, wurde jedoch hauptsächlich nach Seuchenausbrüchen als deren Ursache angesehen und führte dann zu Pogromen besonders unter Juden, aber auch unter Zigeunern, Aussätzigen oder anderen Randgruppen.
Jacob Twinger schreibt in seiner „Elsässische und Straßburgische Chronik“ (um 1386): „Bei dem großen Sterben wurden die Juden in allen Landen verleumdet und geziehen, sie hätten Gift in das Wasser und die Brunnen getan, und darum wurden die Juden verbrannt von dem Mittelmeer bis in die deutschen Lande …“ Twinger erkennt, dass „das Gift, das die Juden tötete“, die Gier der Christen nach dem jüdischen Geld und nach jüdischen Pfandbriefen war.
Der Grund, aus welchem Juden die Christenheit hätten ausrotten wollen, habe in ihrem abgrundtiefen Hass gegen diese gelegen. Aus einer Straßburger Chronik v. 1348/49: „… daz die jüdescheit die cristenheit gerne mit vergifte verdarbten …“. Durch den Einsatz der Folter wurden immer wieder „Beweise“ für den Vorwurf der Brunnenvergiftung erbracht.
Das Gift, dessen sich zu bedienen die Juden verdächtigt wurden, soll aus Basiliskenfleisch, Kröten, Fröschen und Eideschsen zubereitet gewesen sein. Auch Christenfleisch und Hostienteig galten als Ingredienzien. Das Entstehen der Brunnenvergiftungs-Anklage soll fallweise dem Umstand zuzuschreiben sein, dass jüdische Ärzte in den Judenvierteln hätten „alle Eimer und Ketten an den Ziehbrunnen entfernen lassen und befohlen, nur abgekochtes Flusswasser zu trinken“. (S. Winkle)
(s. Judenpogrom)