Buchmalerei

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Buchmalerei (Miniaturmalerei, nach dem “miniator” benannt, der mit dem roten minium [Mennige] Linien und Buchstaben auszog). Die frühmittelalterliche Buchmalerei, wie sie in den Skriptorien der Klöster gepflegt wurde, stand in ungebrochener Verbindung zur spätantiken Buchmalerei. Sie schmückte Kirchenbücher wie Lektionarien, Antiphonarien, Sakramentarien und vollständige Bibelabschriften, deren jedes für sich ein kostbares Werk darstellte.

Die Buchmalerei beschränkte sich ursprünglich im wesentlichen auf die künstlerische Gestaltung der Initialbuchstaben, die oft eine ganze Seite einnehmen. Dazu kamen dann Abbildungen der Evangelisten, allegorische Darstellungen, sowie ornamental-kalligraphische Ausschmückungen. Der Bilderschmuck sollte didaktischen, kontemplativen und sakramentalen Zwecken dienen. Kalligraph und Maler waren zwar häufig identisch, jedoch wurden fertiggeschriebene Bücher zur künstlerischen Ausgestaltung auch an andere Klöster weitergegeben, die für ihre Malschule berühmt waren.

Die Malerei wurde nach einer Vorzeichnung in starken Umrisslinien mit nichtdeckenden und deckenden Wasserfarben ausgeführt, worauf die Lichter in Weiß aufgesetzt und Auren und Gewänder stellenweise vergoldet wurden.

Die Bildgestaltung der karolingischen Epoche blieb spätantik-frühchristlichen Vorbildern verhaftet und lässt Stilverschiedenheiten der einzelnen Klosterschulen erkennen. Bei der Ornamentik kam der keltisch-germanische Einfluss mit phantastischem Band- und Tiergeschlinge deutlich zur Geltung (s. Flechtband, Ornament). Aber auch Formen aus der antiken Pflanzenornamentik wie Ranken- und Blattgeschlinge wurden verwendet. Von großer Bedeutung für die Buchmalerei der Zeit waren die Aachener Palastschule sowie die Skriptorien der Klöster von Tours, Metz, Fulda, Würzburg und St. Gallen. Beispiele karolingischer Buchkunst sind das Ada-Prachtevangeliar, das Wiener “Schatzkammerevangeliar” und das Prachtevangeliar des Erzbischofs Ebo von Reims.

Eine erneute Blüte erlebte die Buchmalerei in der ottonischen Zeit (2. Hälfte des 10. Jh. bis Ende des 11. Jh.). Die Darstellungen sind von strenger formaler Askese, die Gestik ist oft dramatisch gesteigert (“Gebärdenfiguren”), auf Plastizität und illustratives Beiwerk wird verzichtet, statt räumlicher Hintergrundgestaltung findet sich meist Goldgrund. Die wichtigsten unter der wachsenden Zahl von Skriptorien waren die von Reichenau, Köln, Fulda, Trier, St. Gallen, Echternach, Hildesheim und Regensburg. Herausragende Handschriften aus dieser Epoche sind das Evangeliar für Erzbischof Gero von Köln (Reichenau, 2. Hälfte des 10. Jh.), das Evangeliar für Otto III. (Reichenau, Ende 10. Jh., Aachener Domschatz) sowie das Perikopenbuch Heinrichs II. (Reichenau, um 1012).

Die Buchmalerei der Romanik (Ende 11. Jh. bis Anfang 13. Jh) ist gekennzeichnet durch individuelle Personen-Charakterisierung unter Beibehaltung der byzantinischen Formenstrenge. Die Figuren wurden bewegter dargestellt, die Illustrationen durch Verbildlichung alltäglicher Gegenstände belebt. Die Themenkreise werden um mariologische und weltliche Vorwürfe erweitert. (Beispiel: Der 1185 vollendete Hortus deliciarum der Herrad von Hohenburg (H. v.Landsberg). Die gelehrte Äbtissin des Odilienklosters bei Straßburg beschrieb und zeichnete in diesem Kompendium alles für Nonnen Wissenswerte). Die Erfindungsgabe der Maler wurde besonders bei der Illustration der Werke zeitgenössischer Dichter gefordert. Erstmals galt es, auch weltliche Texte (etwa die um 1200 entstandene “Eneide” des Heinrich von Veldeke) mit Bildkommentaren zu veranschaulichen. Die große Zahl der Illustrationen bedingt eine schnellere Maltechnik und so findet man häufig Federzeichnungen auf farbigem Untergrund.

Als bestes Beispiel deutscher Buchmalerei der Gotik gilt die in der Manessischen Liederhandschrift. Die Züricher Ratsherren Rüdiger und Johannes Manesse sammelten um 1300 Minnelieder, die sie mit 138 Miniaturen bebildern ließen. Unverwechselbar ist die bewegte, weiche Linienführung der aufs Wesentliche konzentrierten Bilder. Die Szenen aus dem Leben der Minnesänger, Ritter und Edelfrauen sind durchaus lebensnah und mitunter humorvoll beschrieben. Heraldische Farben und Symbole gewinnen an Gewicht.

Die weitere Entwicklung wird bestimmt durch das vermehrte Auftreten weltlicher Ateliers und profaner Thematik (Liedersammlungen, Romane, Fachliteratur, Historiographie), durch die Entwicklung der Perspektive, die Verwendung architktonischer Motive, Sinn für dekorative Gestaltung und Detailversessenheit. Als Beispiele seien genannt das illustrierte Reisebrevier (Liber viaticus) des Kanzlers Johannes von Neumarkt (um 1360) und das Mariale des Erzbischofs Arnestus von Prag (aus etwa der gleichen Zeit).

Mit der Übernahme der Darstellung von Raumtiefe aus der Tafelmalerei begann um 1400 die Endzeit der Buchmalerei, ehe sie am Ende des Mittelalter durch die Buchillustration abgelöst wurde. Herausragende Beispiele für die spätmittelalterliche Buchmalerei: die Stundenbücher der Brüder von Limburg für den Herzog de Berry (um 1415) und die von ® Perchtold Furtmeyr illustrierten Werke (2. Hälfte 15. Jh.).

(s. Aquarellmalerei, Farbenherstellung, Gessomalerei, Malfarben)

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