Diagnostik

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Diagnostik (neuzeitl. Wortbildung aus grch. dia-gi-gnoskein = durch und durch erkennen). Die Lehre von der ärztlichen Kunst, Krankheiten anhand von Vorgeschichte (Anamnese), Befunden und Krankheitszeichen (Symptomen) richtig zu erkennen und einzuordnen.

Gemäß der Säftelehre des Hippokrates konnte der menschl. Körper die Qualitäten von Wasser (feucht-kalt), Feuer (trocken-heiß), Erde (trocken-kalt) oder Luft (feucht-heiß) zeigen, woraus Rückschlüsse auf Störungen des Säftegleichgewichts und Hinweise auf die auszuwählenden Arzneimittel abzuleiten waren. Entsprechende Befunde wurden durch acht Untersuchungsmethoden gewonnen:

1.) Harnbeschau (Uroskopie, Urognostik, iudicium urinae; mhd. harn-schouwunge)

2.) Pulsgreifen (Sphygmologie; Puls)

3.) Blutschau (Hämatoskopie)

4.) Beobachtung der Körpertemperatur (Pyretologie). Wesentlich zur Bestimmung der Art

humoralpatholog. Störungen war die Beurteilung der oberflächlichen Körpertemperatur und

die Unterscheidung verschiedener Fieberarten: febres continuae, f. interpolatae, f. hecticae.

5.) Stuhlschau (Koproskopie). Die egestiones wurden beurteilt nach Farbe, Konsistenz, Menge,

Formung, Ausscheidungshäufigkeit, Beimischungen (Blut, Darmparasiten, Unverdautes)

sowie Meteorismus und Flatulenz. Die Stuhlschau wurde erst im Spätmittelalter häufiger angewendet.

6.) Schweißschau. Der Schweiß als “dritte Verdauung” wurde geprüft auf Temperatur, Viskosität,

Lokalisierung und Auftreten im Verlauf einer Krankheit.

7.) Auswurfschau. Beim Sputum achtete man auf Menge, Viskosität, Farbe, Geruch,

Beimengungen (Blut, Eiter, Luftbläschen) und auf die Schmerzhaftigkeit des Hustens.

8.) Apostasenschau. Anhand von Ausscheidungen aus Abszessen, Pusteln und Ekzemen und

unter Einbeziehung anderer Symptome erstellte man eine Todesprognostik.

Bei der Diagnose der Pest verließ sich der Pestarzt ausschließlich auf den Gesichtssinn, schon um jeden Kontakt mit dem Kranken zu vermeiden. Lepra wurde außer von Ärzten auch von amtlichen Leprosenmeistern festgestellt, die selbst häufig vom Aussatz befallen waren. Ihre Befunde gründeten auf Adspektion, Palpation und Blutschau.

Diagnostisch verwertbare Zeichen wurden auch herangezogen, wenn der Arzt zu unterscheiden hatte, ob eine psychische Defizienz auf Besessenheit oder auf “natürliche” Erkrankung (i.S. einer Störung des Säftegleichgewichts) zurückzuführen sei, ob demnach gemäß exorzistischer oder diätetischer und physikalischer Regeln zu verfahren war. (s. Besessene, Geisteskrankheiten)

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