Dorf

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Dorf (frk.thorp; mhd. doerfe, ahd. dorf; lat. pagus, vicus, villa). Ländliche Siedelplätze des Frühmittelalter waren meist lockere Höfegruppen (s. Weiler), die ursprünglich inmiitten unregelmäßig gegliederter Ackerlandes und des ringsher angrenzenden Weiden- und Wiesenringes gelegen waren, umgeben von Hof- und Urwald. Derartige Weiler umfassten durchschnittlich 5 – 8 Hofstellen mit je 2 – 4 ha Ackerland. Sie hatten verschiedene Entstehungsursachen: neben grundherrschaftl. Ansiedlungen um einen Fronhof gab es nachbarschaftliche Siedlungen von freien Bauern und Mischformen aus beiden. Döfer auf Rodungsland wurden “aus wilder Wurzel” gegründet, d.h. auf unbesiedeltem Gebiet angelegt. Dörfer entstanden auch aus Zusammenlegungen älterer kleinerer Siedlungen, sei es unter dem Druck der Bevölkerungsverdichtung, sei es aufgrund des Bevölkerungsschwundes im Gefolge der Pest.

Das Dorf im eigentlichen Sinne entwickelte sich erst im HMA., als die Hofstellen zu einem organischen Ganzen mit geordneter Blockflur, gemeinsamen Einrichtungen (Anger, Wege, Brunnen, Dorfkrug, -zaun) zusammenrückten und Dorfkirchen – meist Eigenkirchen des Grundherren – zum Mittelpunkt der Siedlung wurden. Die obere Größe einer Dorfgemarkung lag bei ca. 8,5 qkm und konnte etwa 300 Menschen ernähren. Dörfer mit größerer Einwohnerzahl waren ihrem Gefüge nach schon an der Schwelle zur Stadt.

Die Siedlungsformen wiesen charakteristische Unterschiede nach geographischer Lage und Entstehungszeit auf. Die älteren waren eher planlos gewachsene Weiler (kleine, lockere Dörfer) und Haufendörfer (mit innerer Verdichtung und deutlicher Außengrenze); die Dörfer der Ostkolonisation waren als Waldhufendörfer (wie sie auch bei der Binnenkolonisation im Altsiedelland entstanden), als Rundling, Straßendorf, Platzdorf, und Angerdörfer planvoll angelegt. Im nordwestdeutschen Raum zwischen Rhein und Weser gab es vorwiegend Einzelhöfe, an den Unterläufen von Weser und Elbe und den Flachküsten der deutschen Bucht siedelte man in Moorkolonien und ® Marschhufendörfern.

Die politische Struktur der Dorfgemeinde (dorfgebure) wurzelte in grundherrschaftlichen und in nachbarschaftlichen Interessen. Die herrschaftliche Kompetenz für Gericht, Abgaben, Dienstleistungen, mancherorts auch für Kirchenbelange (Eigenkirche) ging im Laufe der Zeit zurück, dafür wuchsen eigenständige Dorfgemeinden mit einem – unter herrschaftlicher Einflussnahme – gewählten Obmann (Burmeister, Dorfschulze), bei dem auch die niedere Gerichtsbarkeit lag. So wurde das Dorf im 12. – 15. Jh. “zur kleinsten politischen Einheit innerhalb der mittelalterlichen Ständegesellschaft” (S. Epperlein). In der Bevölkerungsschichtung verschwanden die Unterschiede nach freier oder unterschiedlich unfreier Herkunft, dafür ergab sich eine Schichtung nach wirtschaftlichen Kriterien.

(s. Allmende, Lokator)

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