Eiter

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Eiter (mhd. eiter = {tierisches} Gift: lat. pus). Ein zumeist gelbliches Exsudat verschiedener Viskosität bei Mensch und Tier, bestehend aus weißen Blutkörperchen (Leukozyten), nekrotischen Gewebszellen (Detritus) und Gewebsflüssigkeit (Serum), hervorgerufen durch eine bakterielle Besiedlung von Gewebsverletzungen (Wunden) oder Körperhöhlen und Hohlorganen, seltener durch Einwirkung steriler Fremdkörper.

Ma. Wundärzte kannten den Eiter sowohl als heilende Materie (pus bonum et laudabile) als auch als Anzeichen einer schädlichen Entzündung. Entsprechend suchten sie einmal die Eiterproduktion anzuregen, ein anderes Mal diese abzustellen. Ersteres erreichten sie durch Brennen, Ätzen oder Einlegen eines Fremdkörpers, das Letztere durch Bäder, Spülungen und Umschläge mit Heilkräutern. Die Kräuter sollten von möglichst wärmender, trocknender Qualität sein.

Der ital. Chirurg Teodorico Borgognoni beurteilte entgegen der Meinung seiner meisten Kollegen die Vereiterung von Wunden als schädliche und der Heilung abträgliche Erscheinung.

Im Folgenden Verschreibungen aus dem Heilkräuterbuch Macer Floridus (11. Jh. ?): gegen eitrigen Ohrenfluss mische gestampften Wermut (absinthium), Wegerich (plantago) oder Sebenbaum (sabina) mit Honig und mache eine Kompresse damit; zur Reinigung eiternder Wunden mache ein Pflaster aus Brennesselblättern (urtica) und Salz und lege es auf; weichgekautes Kraut der Kamille (chamomilla) “heilt eiternde, fressende Schwären”; “Mischt und verquickt man starken Essig mit Rosenöl, reinigt man so die eiternden Verletzungen …”; mit einer Kompresse aus gestampfter Kresse (nasturtium) vermischt mit Sauerteig, stößt ein Furunkel seinen Eiter aus; Andorn (marrubium) verquickt mit Honig reinigt eiternde Wunden; “Pulver von Aloe reinigt frische Wunden vom Eiter, wenn man es aufstreut, und heilt durch trocknende Wirkung.” (Die häufige Erwähnung von Honig als begleitendem Wirkstoff rührt aus der empirischen Kenntnis von dessen entzündungswidrigen {bakteriostatischen} Wirkung.)

(s. Ableitung der Körpersäfte, Brennen (Med.), Wundarzt)

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