Empiricum

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Empiricum (v. grch. empeiros = erfahren, kundig). Der schlesische Mönchsarzt Nikolaus von Polen (13. Jh.) entwickelte ein okkultes Gegenmodell zur Schulmedizin und Pharmazie, wie sie an den Universitäten gelehrt wurden. Seine Theorie wandte sich gegen die kausalanalytische, rationale Arzneimittellehre und vertrat eine naturmystische, irrationale Idee, derzufolge eine pharmakologische Wirkung nicht durch den Intellekt vorauszuberechnen sei, sondern sich nur im Effekt zu erkennen gebe (“effectu probatur”). Vom Neuplatonismus und von Gedanken des Hermes Trismegistos beeinflusst, postulierte Nikolaus, dass den Arzneistoffen göttliche, über die Gestirne vermittelte Tugenden (“virtutes”, “virtutes divae”, “v. astrigenae”) innewohnten; diese Arzneistoffe nannte er “Empirica”, da um ihre verborgene (“okkulte”) Kraft nur der kundige (“empirische”) Arzt wissen konnte. Empirica wurden nicht eingenommen, sondern in einem Gefäß verschlossen am Körper getragen (“appensus collo … pendente foris”); sie wirkten also nicht über den Stoffwechsel, sondern zogen die Krankheit – gleichsam wie ein Magnet – aus dem Körper heraus (“expellunt morbos”; “trahere materias morborum de corpore”). Therapeutischer Erfolg konnte sich nur einstellen, wenn sich der Träger dem Arzneimittel anglich, sich ihrer göttlichen “virtus” gemäß – also gottgefällig – verhielt. Aus diesem Wirkprinzip folgert, dass sich die Kraft (“violentia”) des Empiricums gegen den Patienten richten musste, wenn dieser sich konträr zur himmlischen Qualität des “Heilsmittels” betrug, also nicht mäßig, sittsam und fromm lebte.

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