Engel

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Engel (mhd.; von lat. angelus, grch. angelos = Bote; mhd. auch engelbote, engelischiu kint) gehören zum Bestand menschlicher Urbilder (Archetypen) und finden sich sowohl in den Mythen vieler Kulturen als auch in den den Glaubensvorstellungen der Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam. Nach der Angelologie (Engellehre) des Pseudo-Dionysius Areopagita (um 500) bestand eine Hierarchie der Engel in Form von drei Triaden (von “Chören”): 1. Chor: Seraphim, Cherubim, Throne. 2.Chor: Herrschaften, Kräfte, Mächte. 3. Chor: Fürstentümer, Erzengel, Engel. Die “Wiener Genesis”, ein heilsgeschichtliches Epos in über 6.000 mhd. Versen (um 1060) nennt die die Chöre Engel, Erzengel, Throne, Herrschaften, Gewalten, Fürsten, Cherubim und Seraphim. Im Einflussbereich der “Wiener Genesis” entstanden um 1130/40 die “Vorauer Bücher Mosis”; darin finden sich die Chöre: Throne, Cherubim, Seraphim, Engel, Erzengel, Dominationes (Herrschaften), Virtutes (Kräfte), Principatus (Fürstentümer), Potestates (Gewalten).

Als Wächter, Tröster, Warner und Sendboten sind die Engel im Auftrag Gottes beim Menschengeschlecht unterwegs, daneben bilden sie den göttlichen Hofstaat und sind für die Himmelsmusik zuständig. Sie gelten seit jeher als unsichtbare Teilnehmer an der Messfeier und als dienende Beigeordnete des Priesters (“Keine messe mak gesi, da müezen engel wonen bi”). Engel unterschieden sich im Erscheinungsbild ursprünglich nicht von den Menschen, allerdings waren sie geschlechtslos und hatten aufgrund ihrer überirdischen Leiblichkeit das Vermögen, urplötzlich zu erscheinen und zu verschwinden. Erst durch die Verschmelzung christlicher und heidenrömischer Vorstellungen, also von Engeln und flügeltragenden Genien und Viktorien, entstand im 3./4. Jh. das geflügelte Engelwesen. Der römische Kirchenschriftsteller Tertullian (3. Jh.) allerdings hatte dies schon lakonisch als altbekanntes Faktum hingestellt: “Omnis spiritus ales est, hoc angeli et daemones” (“jeder Geist hat Flügel, Engel wie Dämonen”). Während jedoch Engel Schwingen ähnlich denen der Schwäne hatten, flogen die Dämonen mit Hautflügeln wie die Fledermäuse. Noch flugunfähig waren die alttestamentlichen Engel: sie hatten noch einer Leiter bedurft, um zwischen Himmel und Erde zu verkehren, so in Jakobs Traum von der Himmels- oder Engelsleiter, Gen 28, bildlich dargestellt in der Dorfkirche des westfälischen Erwitte.

Was die Zahl der Engel anbetrifft, so ist sie im Johannes-Evangelium mit 10.000 mal 10.000 angegeben, also mit 100 Millionen.

In mittelalterliche Darstellungen erscheinen Engel stets jugendlich, in lange, weiße Gewänder gehüllt, mit Attributen wie Nimbus, Kreuzstab, Zepter oder Schriftrolle. (Als seltenes Beispiel einer eindeutig weiblichen Engelsdarstellung sei die in dem Gemälde “Die gute Regierung” des Ambrogio Lorenzetti {um 1290 – um 1348} genannt: eine der Engelsgestalten ist mit unverkennbar weiblichen Zügen dargestellt.) Nach Angaben im AT waren Cherubim menschlich-tierische Mischwesen (Adler/Löwe/Stier/Mensch) mit mit 6 augenbesetzten Flügeln und 4 Köpfen. Seraphim haben menschliche Gestalt und menschliches Antlitz; sie bedeckten Antlitz und Füße mit je einem Flügelpaar, haben ein weiters Paar Flügel zum Fliegen. Sie symbolisierten die Schnelligkeit, mit der Gottes Wille vollzogen werden sollte. Im göttlichen Hofstaat sorgen sie für den himmlischen (“seraphischen”) Gesang.

(s. Erzengel, Schutzengel)

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