Eucharistische Mühle

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Eucharistische Mühle (Hostienmühle, mystische Mühle, Sakramentsmühle, Mühlenallegorie). Spätmittelalterliches Kunstmotiv, der Hostienverehrung entsprungen und bestimmt zur Belehrung der Gläubigen über das Geheimnis der Transsubstantiation. Als Beispiel sei der “Mühlenaltar” der Thomaskirche in Tribsees (ca. 40 km südwestl. von Stralsund) geschildert. Die vier Evangelisten gießen – flankiert von den 12 Aposteln, welche das Wort Gottes in die Welt getragen hatten – aus Mehlsäcken Evangelien-Zitate in Form von Spruchbändern in den Trichter einer Getreidemühle. Aus dem Mund der Mühle fällt – wieder auf einem Spruchband – das Wort, das direkt darunter im Jesusknaben fleischliche Gestalt annimmt. In der Mühle ist so das Wort zum Fleisch geworden; und dieses gilt nach der Inkarnationsidee als Brot des Lebens. Die knienden Kirchenväter Gregor und Hieronymus, assistiert von Ambrosius und Augustinus, fangen das Kind in einem Kelch auf.

Mühlenaltäre finden sich beispielsweise auch in der ehem. Zisterzienserkirche zu Doberan (erstes Viertel des 15. Jh.), in der Retschower Dorfkirche (ca. 7 km südlich von Doberan; der Altar entstand um 1470) und in der ehemaligen Zisterzienserkirche zum Heiligen Kreuz (heute Universitätskirche) in Rostock. Als Altarbilder existieren sie in den Museen von Göttingen und Ulm, im Dom zu Erfurt und in einer Miniatur in München. Als Fresko findet sich das Motiv in der Friedhofskirche St. Kilian, Mundelsheim (15. Jh.) und in der Heilig-Kreuz-Kirche in Loffenau (B-W; 15. Jh.), als Glasmalerei in St. Leonhard, Tamsweg/Österreich (1434), im Berner Münster (um 1460) und in St. Lorenz, Nürnberg. Als älteste Beispiele gelten ein Glasgemälde in der Abteikirche von St. Denis bei Paris sowie ein Kapitell in der Abteikirche von Vézelay, beide aus dem 12. Jh.

(s. Abendmahl, Hostie, Hostienmühle)

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