Flößerei

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Flößerei (mhd. vlozwerc). Die Flößerei diente dem Holztransport aus den waldreichen Gegenden am Oberlauf der Flüsse nach Gegenden, in denen die Wälder bereits abgeholzt waren und wo weiterhin großer Bedarf an Bauholz für Häuser und Schiffe oder an Brennholz für Eisenhütten und Salinen bestand. Demnach dürfte die Holzflößerei erst im Hochmittelalter an Bedeutung gewonnen haben, was nicht ausschließt, dass schon früher Flöße zum Transport anderer Güter (Steine, Eisen) verwendet worden sind. (Frühe Belege datieren von 1207 [Salzach] und 1209 [Rhein]). Das Transportgut – Baumstämme, Balken und Bretter – wurde nicht auf Schiffe verladen, sondern selbst zu Fahrzeugen (Floßtafeln, Gestören, Gestößen) zusammengefügt. Zusammengehalten wurden diese durch “Wieden” (seilartig verdrehte Schößlinge von Weiden, Haseln, Buchen usf.) und durch mit hölzernen Nägeln angeschlagene Holzriegel (“Wegspangen”). Gesteuert wurde mit Rudern, die am vorderen und hinteren Ende angebracht waren und mit Stangen, die am vorderen Ende einen eisernen Widerhaken trugen. Eine Floßtafel konnte drei bis zehn Meter breit und 15 bis 25 Meter lang sein. Auf großen Flüssen wurden mehrere Floßtafeln zu einem Verband (Floßtrain, Fuhr) von oft beträchtlicher Länge zusammengestellt. Die Zahl der auf einem Floß oder einem Floßtrain beschäftigten Flößer schwankte zwischen 2 und ca. 20. Am Bestimmungsort (etwa im Rheindelta, am Unterlauf von Weser oder Elbe, vor allem in den vielen an Flussufern wachsenden Städten mit ihrem enormen Bedarf an Bau- und Brennholz) wurden die Flöße zerlegt und das Holz verkauft. Geflößtes Bau- und Brennholz unterlag dem Marktrecht (s. Stapelrecht) wie andere Waren auch. Der Verdienst aus der Beförderung von anderem Transportgut und von Fahrgästen kam zum Holzerlös hinzu. Die Flößer (mhd. vloezere) reisten zu Fuß in ihre Heimat zurück.

In den Holzeinschlagsgebieten, die mit fortschreitender Rodung immer tiefer in die Alpen und die Mittelgebirge vorgetrieben wurden, mussten technische Einrichtungen geschaffen werden, um das Stammholz von den Waldhängen zu flößbaren Flüssen zu bringen: Riesen (hölzerne Gleitbahnen; auch Wegriesen – abschüssige Wege, die überwiegend bei Eis und Schnee benutzt wurden), Triften (zur Förderung einzelner Stämme tauglich gemachte Bäche), Klausen und Floßweiher (Anlagen zum Anstauen von Bedarfswasser für Trift und Flößerei), Holzfänge (zum Sammeln des Triftholzes), Triftgassen (Durchlässe in Mühldeichen), Sägmühlen u.a.m. Um das holzfördernde System vom Wald bis zur städt. Floßlände zu betreiben und instandzuhalten, bildeten sich verschiedene Holzgewerbe, vom Waldhauer bis zum Floßführer. Holzbringung, Trift und Flößerei waren zwar von regionalen Bedingungen unterschiedlich geprägt, stets jedoch mit schwerer Arbeit, oft mit Gefahr für Leib und Leben verbunden.

Dem Volumen nach rangierte die Flößerei auf der Donau samt ihren Nebenflüssen vor der auf allen anderen Fluss-Systemen Europas.

(s. Trift)

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