Flügelaltar

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Flügelaltar (Klappenaltar, Wandelaltar). Sma. Form des Altaraufsatzes (Retabel, s. Altar), bestehend aus einem Mittelteil und zwei (Triptychon), vier (Pentaptychon) oder mehreren Seitenflügeln (Polyptychon). Während das feststehende mittlere Altarblatt auch als plastisches Schnitzwerk gestaltet sein konnte, bestanden die Flügel zumeist aus Tafelgemälden. Die Flügel wurden so gestellt, dass das darauf abgebildete Motiv einen aktuellen Bezug zu Ereignissen des Kirchenjahres hatte. In die Basis des Mittelteils konnte ein Reliquienschrein oder ein Schrein für das Allerheiligste (Tabernakel) eingearbeitet sein. Als Altarbekrönung findet sich häufig ein Aufbau aus gotischen Architektur-Zierformen (s. Gesprenge).

Als herausragendes Beispiel sei der 1402 von der Hand eines unbekannten Meisters entstandene Flügelaltar der St.-Jacobi-Kirche in Göttingen beschrieben. Dank seiner doppelten Flügel lässt er sich auf eine Werktags-, eine Sonntags- und eine Festtags-Ansicht stellen. Der geschlossene Altar (= Werktagsseite) zeigt in acht Bildern Szenen aus dem Leben des Hl. Jakobus d. Ä. – Die erste Wandlung des Altars (= Sonntagsseite) zeigt in zwei Reihen zu je acht Bildern Szenen aus der Kindheits- und der Leidensgeschichte Jesu. Die Bilder sind paarweise geordnet, auf Goldgrund gesetzt und jeweils von Säulenbündeln gerahmt. – Der völlig geöffnete Altar (2. Wandlung) zeigt die Festtagsseite mit vergoldeten plastischen Darstellungen: in der Sockelzone ist Christus dargestellt, beidseits flankiert von jeweils sechs alttestamentlichen Propheten; in dem größeren Hauptteil stehen zu beiden Seiten der zentralen Gruppe des segnenden Christus und seiner gekrönten Mutter paarweise unter feingegliederten Baldachinen je acht Heilige, die durch ihre Attribute zu identifizieren sind. Diese Festtagsseite ist nur von Weihnachten bis Epiphanias (6. Januar) und von Ostern bis Trinitatis (Sonntag nach Pfingsten) zu sehen.

Als weitere prominente Exemplare der Gattung Flügelaltar seien genannt: der Pacher-Altar von St. Wolfgang im Salzkammergut, der Genter Altar der Gebrüder van Eyck, der Isenheimer Altar von Matthias Grunewald, der Grabower Altar des Meisters Bertram (in der Hamburger Kunsthalle), der Passionsaltar von Hans Memling und der Schonenfahreraltar von Bernd Notke (im St.-Annen-Kloster zu Lübeck) und der Altar des Jüngsten Gerichts von Hans Memling (Danzig).

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