Frühling

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Frühling (mhd. vrüelinc, lenze; lat. ver). Die Menschen des Mittelalter erlitten die winterliche Kälte und Dunkelheit unvorstellbar viel direkter und härter als ihre modernen Nachkommen. Umso mehr ersehnt und umso freudiger begrüßt wurde der erwachende Lenz, wie die Frühlings- und Liebeslyrik sowie entsprechende bildliche Darstellungen vielfältig belegen. Häufig erwähnte Kennzeichen des Frühjahrs sind Vogelgezwitscher (besonders von Kuckuck und Nachtigall), junges Grün und Blütenpracht (Veilchenblüte), Wärme und Helligkeit sowie die Ankunft von Zugvögeln wie Schwalben und Störchen (in manchen Städten begrüßte der Türmer den ersten Storch mit einem Trompetensignal). Den Frühlingsmerkmalen Wärme und Feuchte entsprach das sanguinische (blutvolle) Temperament, das als das lebhafteste und heiterste angesehen wurde. Diätetische Schriften empfahlen, die Frühjahrszeit für Aderlass, Bäder und Abführkuren, für den Genuss von Würztränken zur Anregung der Verdauung und für ausgiebige Pflege des Geschlechtsverkehrs. – Die bäuerliche Frühjahrsarbeit begann mit Düngen, Ackern, Eggen, Säen, mit dem Viehaustrieb und mit der Bestellung der Gärten. – Das Frühjahr ließ auch den Reiseverkehr wieder aufleben; Kaufleute und Höker, Pilger, Magister und Scholaren, Herrscher, Kleriker und Beamte waren unterwegs zu nahen und fernen Zielen ihrer jeweiligen Profession. – Mit dem Frühlingsanfang fiel das Ende der Fasnacht und der Beginn der vorösterlichen Fastenzeit zusammen. Mit Ostern, dem christlichen Hochfest, begann die Zeit der Frühlingsfeste. – Beachtete Frühlings-Lostage waren: “Josephi” (19. März), der klar und sonnig sein musste, wenn der Winter endgültig ein Ende haben sollte; “Georgi” (24. April), den man sich rauh und nass wünschte, damit in der Folgezeit Wachstumswetter herrschte; die “Eisheiligen” (Pankraz, Servaz und Bonifaz, 12. – 14. Mai) waren gefürchtet wegen später, die Obsternte gefährdender Fröste; “Urbani” (25. Mai) garantierte mit Sonnenschein eine gute Heuernte.

Eines der schönsten Preislieder auf den Frühling stammt von dem Minnesänger Witzlaw von Rügen (1265-1325):

“Die Erd ist aufgeschlossen,

die Blumen sind entsprossen,

die woll´n wir nun genießen

aus vollem Herzen gar.

Die Vöglein singen laut

im Feld und auf dem Zweig,

sie sind vom Schnee befreit

und Herren über sich.

Die Kälte ist verschwunden,

den Mai haben wir gefunden

fröhlich in der Maienblust. (bluost = Blüte)

Winter, dich selbst verwehr!

Es kommt und der Sommer daher.

(Minnelied VI, Zit. nach P. Dinzelbacher)

(s. Fasnacht, Frühlingsfeuer, Jahreszeiten, Maifeld, Monatsbilder, Natureingang, Ostern, Walpurga)

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