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| Lexikon des Mittealters | Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag |
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Gerhard von Cremona (Gherardo da Cremona, Gerardus Cremonensis; ~1114-1187). Geboren im italienischen Cremona (Lombardei), ausgebildet in Theologie, Philosophie und anderen Wissenschaften, reiste um 1134 nach Spanien, um in Toledo, dem damaligen europäischen Zentrum arabischer Gelehrsamkeit, philosophische und naturwissenschaftliche Schriften sowohl im antik-griechischen als auch im arabischen Originaltext zu studieren und ins Lateinische zu übertragen. Unter dem Erzbischof Raimund von Toledo hatte er eine Anstellung als Diakon und Magister an dessen Domkapitel.
Zu den von Magister Gerardus übersetzten Werken gehören solche zur Medizin (Galen, Rhazes, Abulcasis, Avicenna), zur Mathematik (Archimedes, Euklid, al-Chwarismi), zur Naturphilosophie (Aristoteles), zur Astronomie (Ptolemäus, Apollonios Pergaeus, al-Farabi), zur Alchemie (Rhazes) und zur Magie. Insgesamt trug die Arbeit des Gerhard von Cremona mit mindestens 70 Werken wesentlich zur Wissensvermittlung aus dem Orient ins Abendland und zur Ausbildung der scholastischen Denkschule bei.
Zu seinen eigenen Werken zählen “Theoricam planetarum” und “Geomantiam et practicam planetarum”. Mit seiner astronomischen Geomantie will Gerhard zeigen, wie man anhand eines – entsprechend den Tierkreisen – in zwölf Felder (“Häuser”) aufgeteilten Quadrats “mit geringer Mühe und Arbeit ein Urteil fällen kann” (sc. das Schicksal einer Person betreffend).
Gerhard hat etwa 40 Jahre lang in Toledo gewirkt; seine Grabstätte findet sich in Cremona.
(s. Übersetzer, Übersetzerschule von Toledo)
