Hammermühlen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Hammermühlen (Hammer; v. mhd. hamer, ahd. hamar = [Stein]hammer; mhd. isenmül, smidemüle, hamersmide; mlat. molendina fabrorum, molinum fornacinum). Im 12./13. Jh. kamen für grobe Schmiedearbeiten Hammerwerke auf, deren unterschiedlich schwere Hämmer (Bärgewichte) von einer wassergetriebenen Nockenwelle angehoben wurden. Auch an dieser techniche Neuerung dürfte der Zisterzienserorden maßgeblich beteiligt gewesen sein. Für den Betrieb von Hammermühlen war neben einem starken Fließgewässer ausreichende Versorgung mit Holzkohle für die Schmiede-Esse unabdingbar, daher wurden sie ausschließlich in den Tälern waldreicher Gegenden eingerichtet (Böhmerwald, Oberpfälzer Wald, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Schwarzwald, Steiermark usf.). Ein Eisenhammer konnte jährlich bis zu 1.000 Kubikmeter Holzkohle verbrauchen. Der hierfür betriebene Raubbau lässt sich mancherorts noch anhand von Erosionsrinnen erkennen.

Man unterscheidet Schwanzhämmer, die überwiegend zur Buntmetallverarbeitung verwendet wurden, und den jüngeren (14./15. Jh.) Aufwerfhammer, der mit größerer Schlagwucht und kürzeren Schlagintervallen besonders zur Eisenverarbeitung geeignet war. Beim Schwanzhammer war an einem Ende eines Hebelbalkens der schwere Hammer (Bärgewicht, v. mhd ber = Schlag) angebracht. Das andere Ende wurde von den Daumen der Nockenwelle heruntergedrückt, wodurch der Hammer angehoben wurde, um beim Freiwerden des Balkenendes auf den Amboss herunterzufallen. Mit dieser Technik konnten nur leichtere Hämmer mit der gewünschten schnellen Schlagzahl angetrieben werden. (Schwere Hämmer wogen ca. 300 kg und arbeiteten mit einer Schlagzahl von 60 – 120/Min.; leichte Hämmer von 70 – 80 kg arbeiteten mit ca. 200 Schlägen/Min.) Um Hammerwerke auch für die Eisenverarbeitung effizient einsetzen zu können, wurde der Aufwurfhammer entwickelt. Bei dieser Konstruktion greifen die Daumen der Nockenwelle nicht am Ende des Hebelbalkens an, sondern am Hammerkopf. Dieser wird angehoben, und beim Weiterdrehen fallen gelassen. Um Schlagkraft und Schlagzahl zu erhöhen, drückte ein Federbalken von oben auf das Hammerende des Hebelbalkens.

Zum Betrieb eines Hammers gehörten noch Zerrenn- und Wellofen (oder -herde) zur Gewinnung bzw. Schmiedbarmachung von teigigem Eisen (Eisenluppe) sowie die dazugehörigen Blasebälge. Je nach dem Produkt unterschied man Blech-, Draht-, Schien- und Waffenhämmer. (s. Schieneisen). Typische Fertigprodukte der Hammermühlen waren Schiffsanker, Hammerköpfe (Bären) und Pochschuhe, Pflugscharen, Sensenblätter, Spatenschuhe, Axtköpfe, Ketten u. a.

Die Hammermeister oder die Hammereigner (Hammerherren) stellten für die schwere Arbeit häufig nicht ortsansässige Hammergesellen ein, die nach einiger Zeit den Dienst aufsagten und weiterzogen.

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