Handelsrouten

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Handelsrouten. Zwar ist unsere Kenntnis über den genauen Verlauf und Zustand mittelalterliche Straßen und Wege nur lückenhaft, jedoch lassen sich die wichtigsten Handelsrouten im großen rekonstruieren. In Süd- und Westdeutschland folgten die Wege bis ins Spätmittelalter häufig den röm. Heeresstraßen. Auch auf den von Karl. d. Gr. als Heerestraßen ausgebauten Verbindungen stellte sich bald reger Handelsverkehr ein, als neben den befestigten Stützpunkten kaufmännische Siedlungen entstanden. Dabei wurde der Handelsverkehr, wo immer sich eine Möglichkeit bot, auf schiffbaren Binnengewässern (s. Wasserwege) abgewickelt.

Eine der großen Straßen des Frühmittelalter führte von Regensburg über Nürnberg und Würzburg nach Frankfurt (mit einem Abzweig nach Bamberg und Erfurt), eine andere von Augsburg über Würzburg nach Fulda. Von Nürnberg ging eine große Straße durch den bayer. Nordgau über Eger nach Prag. Diese West-Ost-Verbindung wurde gekreuzt durch die alte Nord-Süd-Straße von Hallstadt über Bamberg, Forchheim, Weißenburg nach Neuburg/Donau. Die südlichste

West-Ost-Straße, die von Wimpfen über Geislingen, Dinkelsbühl und Weißenburg nach Pföring a. d. Donau führte, war Teil der alten Fernhandelsstraße Paris-Reims-Worms-Passau-Wien-Konstantinopel. Ein nördlicher Handelsweg führte vom Niederrhein (Nijmwegen) durch die niedersächsische Tiefebene über Bremen und Hamburg nach Lübeck und Schleswig. Später sorgten der Deutsche Orden und die Hanse für die Weiterführung dieses Weges nach Wismar, Rostock, Stralsund, Stettin und Danzig; von hier gelangte man über Königsberg und Riga nach Novgorod. Die “Hohe Straße” (1252 als “strata regia” bezeichnet, im Sachsenspiegel “koniges strate”), verband – im Anschluss an die “Via regia Lusatiae” zwischen Frankfurt/M. und Erfurt – das Rhein-Main-Gebiet mit dem schlesisch-polnischen Raum; sie führte von Erfurt über Naumburg, Leipzig, Großenhain, Bautzen und Görlitz nach Breslau, von da weiter nach Krakau, Lemberg und Kiew.

Im Fernverkehr traten neben die ursprünglich beherrschenden Nord/Süd-Verbindungen nach Abschluss der Ostkolonisation (im 13. Jh.) auch bedeutende Ost/West-Routen. Zur gleichen Zeit verlagerte sich der Nord/Süd-Handel ostwärts: neben die Achse Marseille-Lyon-Paris-Brügge traten Mailand-MontCenis-Rhonetal-, Mailand-St. Gotthard-Basel-Mainz-Hamburg bzw. -Basel-Augsburg-Regensburg- und Venedig-Brenner-Nürnberg- (s. Alpenpässe). Noch weiter östlich führte ein Fernweg von Venedig über Wien, Preßburg, Krakau und Thorn nach Danzig. Zur Zeit der Hanse florierten die bedeutenden Handelsstraßen Paris-Metz-Speyer-Rothenburg-Nürnberg-Pilsen-Prag-Krakau-Lemberg und Magdeburg-Leipzig-Breslau-Krakau-Lemberg-Kiew. Eine andere Fernstraße verlief von Reval über Novgorod-Witebsk-Smolensk nach Kiew. Eine Nordwest/Südost-Diagonale verband Brügge über Antwerpen, Köln, Frankfurt a. M., Nördlingen, Bozen mit Venedig. Die von Karl IV. zwischen Nürnberg und Prag eingerichtete Reichsstraße entwickelte sich zu einem bedeutenden Handelsweg (s. “Goldene Straße”).

Vor den Küsten wurden die Binnenrouten durch ein immer dichter werdendes Netz von Seestraßen ergänzt bzw. ersetzt.

Von den stark frequentierten Handelsstraßen des Spätmittelalter seien genannt: Die “Italienstraße” (von Wien über Semmering, Judenburg, Friesach, Villach, Tarvisio nach Venedig), die “Untere Tauernstraße” (von Nürnberg über Salzburg, Radstätter Tauern, Spittal, Villach nach Venedig) und die “Obere Große Tiroler Straße” (von Nürnberg übder Donauwörth, Augsburg, Innsbruck, Reschen-Scheideck-Pass nach Venedig).

(s. Bernsteinstraße, Salzstraßen, Saumwege, Seidenstraße, Straßen und Wege, Via regia, Weihrauchstraße)

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