Hausgarten

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Hausgarten (mhd. garte, heimgarte; lat. hortus). Der Brauch, ein kleines Stück Land nahe dem Wohnhaus einzuhegen und zur Anpflanzung von Kräutern, Gemüsen, Obst und Zierpflanzen zu nutzen, geht auf das Altertum zurück und wurde von den Römern auch in ihre Provinzen nördl. der Alpen gebracht. Röm. Autoren berichten vom Anbau von Rüben, Bohnen, Knoblauch, Spargel, Rettich, Möhren, Pastinak, Zwiebel, Erbsen, Kopfsalat, Zichorie und Fenchel. Nach dem Ende der Römerherrschaft geriet auch der Hausgarten weitgehend in Vergessenheit. Außer den Pflanzen, die wild überleben konnten, wurden nur Lauch. Kohl, Bohnen und Erbsen weiterhin kultiviert. Erst im Frühmittelalter lebte, ausgehend von den Klöstern, die Gartenkultur wieder auf. In den ummauerten Klostergärten wurden auf Hochbeeten neben Obst und Gemüse besonders Heil- und Gewürzkräuter kultiviert. Auf den durch gerade Wege abgeteilten Hochbeeten (s. Beet) wuchsen hier Dill, Koriander und Kerbel, dort wilde Erdbeeren, Zwiebeln, Erbsen, Knoblauch, Lauch, Kopfsalat, Pastinak, Rettich, Gartenmelde, Mangold und Spinat. Dazwischen standen Apfel- oder Kirschbäume, an der Mauer rankte Wein. Im Kräutergarten (herbularius), der nahe der Krankenstube eingerichtet war, wuchsen Salbei, Weinraute, Rosmarin u.a.m. Zum Schmuck der Kirche und z.T. als Heilpflanzen kultivierten die Brüder Marienlilie, Schwertlilie (seit dem 9. Jh., aus dem östl. Mittelmeerraum), Rote Rose, Goldlack, Lavendel, Schlüsselblumen, Ringelblumen, Akelei (seit dem 12. Jh., aus Eurasien), Osterglocke, Himmelsschlüssel, Pfingstrose (seit dem 12. Jh., aus Südeuropa) und Margeriten (seit dem 15. Jh., aus Eurasien). Zwischen den Klöstern fand ein reger Austausch von Samen und Stecklingen statt. Nach dem frühen Vorbild der Klostergärten entstanden Gärten um Fron- und Bauernhöfe, pflegten später Burgfrauen ihren Wurzgarten, hegte im Hochmittelalter der Apotheker seinen Heilkräutergarten, erfreute sich der hohe Adel in paradieshaften Lustgärten mit Springbrunnen, Zierbeeten und Pfauengesellschaft. Für die Ernährung der mittelalterliche Stadtbewohnerschaft spielten innerstädtische Gärten (zumeist in der Hinterhöfen der Hausgrundstücke gelegen) und Gärten außerhalb der Stadtmauern eine bedeutende Rolle.

(s. Garten, Gartenbau, Klostergarten, Kräutergarten, Obstgarten, Wurzgarten)

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