Heerfahrt

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Heerfahrt (mhd. reisunge, hervart, herreise; ahd. herireita, herfart = Feldzug, Krieg; lat. expeditio, profectio). Die Wehrhoheit stand zunächst dem König alleine zu. Er verkündete die Reichsheerfahrt und erließ das Aufgebot. Seit Heinrich IV. war der König dabei auf die Zustimmung der Fürsten angewiesen. Hma. Heere bestanden aus etwa 2.000 Panzerreitern und 4.000 bis 6.000 leichtbewaffneten Fußkämpfern. Dem Heerbann folgend, kamen Herzöge, Markgrafen, Grafen, Bischöfe und Äbte des Reiches und deren ritterliche Vasallen und wehrpflichtige Männer, ebenso die Mannschaften der Reichsstädte zum Einberufungstermin am befohlenen Sammelplatz zusammen. Von dort aus begann – möglichst im Frühjahr – der Feldzug gegen feindliche Heere, Burgen oder Städte. Während des Marsches war das Heer meist in drei Abteilungen gegliedert. Die Spitze bildete die Vorhut, die rekognoszierte, das Gelände sicherte und gegebenfalls Hindernisse aus dem Weg räumte. Mit einem Abstand von etwa zwei Kilometern folgte die Hauptmacht des Heeres – bestehend vorwiegend aus Berittenen – samt Wagentross mit Kriegs- und Pioniergerät, Zelten, Proviant und Beutegut. Mit dem Tross zog ein bunter Haufen von Knechten, Wagenführern, Trossbuben, Metzgern und Köchen, vom Spätmittelalter an auch von Marketendern, Gauklern, Soldatenfrauen, Lagerhuren und Kindern. Das Ende des Zuges wurde durch die Nachhut gedeckt. Die tägliche Marschleistung schwankte, je nach Straßen-, Wasser- oder Geländeverhältnissen, zwischen 10 und 30 Kilometern. Das Lager wurde innerhalb einer Wagenburg aufgeschlagen, bei längeren Aufenthalten oder Belagerungen wurden auch Erdwälle aufgeworfen oder Palisaden errichtet. In feindlichem Territorium suchte man größtmöglichen Schaden durch Dezimierung der Landbevölkerung, Plünderung und Verwüstung von Dörfern und Feldern anzurichten. Zur offenen Feldschlacht traten im Frühmittelalter die Ritter mit ihren Fußknechten m.o.w. regellos gegeneinander an, später wurden Schlachthaufen aus Fußsoldaten gebildet, die das Gefecht im Vorfeld und bei der Verfolgung führten, während zwischen den keilförmigen oder rechteckigen Formationen der Ritter die Entscheidungsschlacht gesucht wurde. Pflegten ritterliche Kämpfer unterlegene Gegner gleichen Standes zu schonen (schon des zu erwartenden Lösegeldes wegen), so machten sie gegnerisches Fußvolk ohne jede Gnade nieder. Im Spätmittelalter erlangten die beweglichen, mit Stangenwaffen kämpfenden Landsknechtsrotten Überlegenheit über die unter der Last ihrer Rüstung immer schwerfälliger gewordenen Ritterscharen. Weniger in der Feldschlacht als bei Belagerungen gewann die Artillerie an Bedeutung und zwang zu Neuerungen im Befestigungswesen.

Das Aufziehen oder Erheben des Kriegsbanners markierte den Beginn einer Schlacht, das Niederholen bedeutete das Ende des Kampfes. Unentschuldigtes Fernbleiben von der Heerfahrt oder vorzeitiges Verlassen des Heeres (s. herisliz) wurden streng bestraft. Ausrüstung und Verpflegung waren Sache jedes Einzelnen, vom 11. Jh. an setzte sich zunehmend eine Aufwandsentschädigung seitens des Lehns- oder Dienstherrn durch.

(s. Belagerung, expeditio, Gleve, Krieg, Kriegsgefangene, Maifeld, Schar, Söldner)

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
7,41 EUR
Bestseller Nr. 5
Nach oben scrollen