Hilfsarbeiter

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Hilfsarbeiter (mhd. tagloner, tagewener, dagescalci, dagewardi, dagewerchte; mlat. famuli laboris, servi quotidianus). Neben den ländlichen Hilfsarbeitern im Tagelohn vermieteten viele Besitzlose in Stadt und Land ihre Arbeitskraft in niederen häuslichen oder gewerblichen Diensten. Zwar konnten Hilfsarbeiter auch dem weiblichen Geschlecht angehören, doch warne bestimmte Schwerstarbeiten – etwa im Steinbruch, im Bergbau- und Hüttenwesen oder an Kraftmaschinen – Männern vorbehalten.

Zu mittelalterliche Baustellen gehörte, wie zeitgenössische Darstellungen und Rechnungsbücher belegen, ein Heer von Hilfsarbeitern für die verschiedensten Aufgaben. Sie machten die Kärrnerarbeit in Steinbrüchen, erledigten den Bodenaushub, verdichteten den Boden und rammten Fundamentpfähle ein. Sie siebten Sand und löschten Kalk, rührten Gips und Mörtel, halfen beim Backstein- und Ziegelformen, entluden Wagen, schleppten Mulden und Tragen mit Steinen, Ziegeln, Mörtel und sonstigem Baumaterial über Leitern, Laufschrägen und Gerüste, leiteten Zug- und Tragetiere, traten im Rad und drehten die Haspelwinden. Wo die Masse der benötigten Hilfskräfte nicht angeworben werden konnte, wurden Männer gewaltsam ausgehoben. Über weibliche Bauhelfer ist – außer in Lohnlisten – nichts überliefert, doch scheint ihr Anteil auf Großbaustellen nicht unbeträchtlich gewesen zu sein. Mit Beginn der Winterarbeit (Anfang November) sank die Zahl der Hilfsarbeiter jeweils drastisch ab, um erst im Ende Februar/Anfang März wieder anzusteigen.

Für die Hütte der Steinmetze wurde ein eigener Hüttenknecht (famulus hutte) dauerhaft angestellt, der die Hütte zu reinigen und heizen, das Werkzeug zu verwahren hatte und für diverse Handreichungen zuständig war. Bei größerem Arbeitsanfall konnten dem Hüttenknecht weitere Hilfsarbeiter beigeordnet werden.

Im Bergbau, im Salinen- und Hüttenwesen waren Herrenarbeiter und Knappen auf eine Vielzahl von Wasserknechten, Hundestößern, Trägern, Kärrnern, Erzpochern, Wäschern, Feuerknechten und anderen Hilfsarbeitern angewiesen.

Im Frachtwesen waren – etwa an den Kais der Hafenstädte oder in den Hallen und auf den Stapelplätzen der Kaufherren – Träger, Packer, Ballenbinder, Karrenschieber, Windenknechte und Krantreter mit Schwerarbeit beschäftigt

Für alltägliche Arbeiten in der Stadt waren z.B. Wasserträger, Holz- oder Kohleträger zuständig, die gegen geringen, festgesetzten Lohn arbeiteten.

In der Agrarwirtschaft hatten hofhörige Tagewerker ungemessene Dienste im Hause oder in der Wirtschaft des Herrn zu leisten, der dafür für ihren Unterhalt sorgte. Nichtangesiedelte bäuerliche Taglöhner fanden wenigstens zur Erntezeit als Saisonarbeiter Beschäftigung. Sie wurden besonders zur Weinlese und für Sonderkulturen wie Hopfen oder Farbpflanzen angestellt.

In städt. Diensten sowie in privaten Betrieben und Haushalten standen Knechte (dienestvolc, arme knehte) und Mägde (mhd. dienestwip, maget; mlat. puella ingenua, ancilla) für niedere, unqualifizierte Verrichtungen in Lohn (s. Gesinde).

Besonders verächtliche Arbeiten, z.B. Fäkalienentsorgung, Hundefängerei oder Abdeckerei, wurden gegen Stück- oder Tagelohn von Leuten erledigt, die aus unehrlichem Stand geboren waren oder durch eben diese Tätigkeiten dahin absanken (s. unehrliche Leute).

Tagelöhner verdienten aufgrund der längeren Helligkeitsdauer im Sommer 10 bis 30% mehr als im Winter – wenn sie winters überhaupt Beschäftigung fanden.

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