Hofzuchten

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Hofzuchten. Didaktische Schriften des MA., die sich mit höfischen Verhaltensregeln befassten, waren als Hof- und als Tischzuchten bekannt. Sie waren in einprägsamen kurzen Reimpaaren abgefasst und richteten sich, zunächst in Mlat., später in Mhd., an ritterlich-höfische, im Spätmittelalter auch an stadtbürgerliche Leserschaft. Elitäres Benehmen (elegantia morum, urbanitas, elegantia probitatis, venustas morum) war zum Kennzeichen der Oberschichten geworden. Das Stadtpatriziat übernahm die Verhaltensweisen des Adels, der seinerseits die Umgangsformen noch überfeinerte. Zwischen 1210 und 1220 entstand die Hofzucht eines Herrn von Wind[e]sbach, eine in 56 zehnzeiligen Strophen gefasste Regelsammlung in Form eines Lehrgesprächs zwischen Vater und Sohn (nach seinem Autor auch unter “Der Winsbecke” geführt). Es handelt von ethischen Grundsätzen unter besonderer Berücksichtigung höfisch-ritterlicher Ideale, beginnt mit der Ermahnung Gott zu lieben, führt über Frauen- und Minnedienst hin zu Manneszucht und Schildesamt.

Der Anfang der lere:

“Ein wiser man hete einen sun,

der was im liep als manger ist.

Den wolte er leren rehte tuon”

Unter dem Titel “Die Winsbeckin” erschien vom gleichen Autor eine Unterweisung adliger Töchter durch die Mutter.

Von Thomasin von Zerclaere stammt das Lehrgedicht “Der Waelsche Gast”; daraus folgendes Textbeispiel, höfische Anstandsregeln betreffend:

Ein ander lere suln diu kint

behalten, die da edel sint:

si suln lachen niht ze vil,

wan lachen ist der toren spil.

bi ir rede ist niht grozer sin,

swa zwene lachent under in.

ich wil iu sagen, swelich man

mit sinne niht erahten kan,

von wem, ze wem, wie und wenne

er rede, ez schadet im etwenne.

man sol sehen, von wem man seit:

de vrum ist von dem boesen gescheit.

(sinne = Verstand; etwenne = sehr; vrum = tüchtig, gescheit, fromm.)

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