Holzarten

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Holzarten. Die im Mittelalter nördlich der Alpen heimischen bzw. eingewanderten Baumarten wurden je nach Verfügbarkeit und Eigenschaften spezifisch genutzt, wobei fallweise nicht nur das Stammholz, sondern auch Zweige, Wurzelwerk, Blätter, Früchte und Rinde Verwendung fanden. Überdies spielten Bäume eine – je nach Art unterschiedlich wichtige – Rolle in Aberglauben und Volksmedizin.

Nachfolgend eine Auflistung der wichtigsten Holzarten.

1.) Ahorn (meist Berg- bzw. Weißahorn, acer pseudoplatanus; mhd. ahorn). Das mittelschwere, zäh-elastische, abriebfeste Holz wurde seiner weißen Farbe wegen gerne für Tischplatten, Haushaltsgegenstände, Spielzeug und Fußbodendielen verwendet. Außerdem eignet es sich gut für Drechsler- und Bildhauerarbeiten sowie zur Herstellung von Wagenteilen, Werkzeugen, landwirtschaftlichem Gerät und Musikinstrumenten. Seiner geringen Witterungsbeständigkeit wegen findet es keine Verwendung im Außenbau. Da ihm antidämonische Kraft nachgesagt wurde, schlug man Ahornzapfen in Türen und Schwellen, um zu verhindern, dass Hexen einträten.

2.) Apfel (Wildapfel, malus silvestris; mhd. apfel, epfel). Wegen seiner Härte gerne für Drechselarbeiten benutzt, auch zur Herstellung von Getriebe- und Rechenzähnen.

3.) Birke (Weißbirke [betula verrucosa], Zwergbirke [betula nana]; mhd. birke, birche,). Das mittelschwere, wenig harte, elastische Holz ist leicht zu bearbeiten und wurde zu vielerlei Haushaltsgegenständen verarbeitet, als Bauholz war es wegen seiner geringen Dauerhaftigkeit jedoch nicht geeignet. Als Brennholz schätzt man es wegen seiner Eigenschaft, auch in frischem (feuchten) Zustand zu brennen. Aus Ruß von Birkenholz machte man Malfarbe und Druckerschwärze. Dünne Birkenreiser wurden zum Besenbinden genommen. Die Rinde diente zur Gewinnung von Pech (pix betulina) und zum Flechten kleiner Behälter, die hauchdünne Unterrinde zum Feuermachen. Aus der das antiseptische Betulin enthaltenden Rinde, sowie aus Holz und Wurzeln machte man Birkentee zu äußerlichen Anwendung bei Hautkrankheiten. Tee aus den Blättern wurde innerlich gegen Nieren- und Stoffwechselleiden eingenommen. Nach Konrad v. Megenberg schützt Birkenholz vor Krämpfen: “pirkenholz wer daz bei im tregt, daz ist für den krampf guot”.

4.) Birne (pyrus communis; mhd. bir[e], v. lat. pirum). Das Holz ist wegen seiner feinen Struktur und seiner Formbeständigkeit geeignet zum Drechseln und zur Herstellung von Druckstöcken. Birnbäume galten als besonders geeignet zum Übertragen von Krankheiten durch Vernageln.

5.) Buche (Rotbuche, fagus silvatica; mhd. buoche). Schweres, in der Härte der Eiche vergleichbares aber wenig elastisches Holz. Wegen seiner geringen Haltbarkeit als Bauholz im Außenbereich nicht geeignet. Im Mittelalter Verwendung vorrangig als Brennholz und zur Herstellung von Holzkohle und Pottasche. In gut getrocknetem Zustand nutzbar für Wagenachsen, Stuhlbeine, Werkzeugstiele usf., wegen seiner leichten Spaltbarkeit geeignet für Wachstafel- und Buchrücken (buoche – buoch). Bucheckern sind essbar, dienten zur Schweinemast und lassen sich zu Öl pressen.

6.) Buchsbaum (buxus sempervivens; mhd. buhsboum; davon mhd. bühse = Dose aus Buchsbaum). Wegen seines langsamen Wachstums von besonderer Härte und von daher besonders zur Schnitzerei und zur Herstellung von Druckstöcken geeignet.

7.) Eberesche (Vogelbeerbaum, sorbus aucuparia; mhd. eberboum). Weniger wegen des Holzes als wegen der besonders gerbstoffhaltigen Rinde genutzt. Der Baum und Teile davon galten in vorchristlicher Zeit als heilbringend, weswegen er von christl. Missionaren als böse und als Hexenbaum abqualifiziert wurde.

8.) Eibe (taxus baccata; mhd. iwe). Wegen seiner Härte und hohen Elastizität geschätzt zur Herstellung von Bogen und Armbrüsten. Eibenholz galt als Apotropäum und wurde als Amulett am Körper getragen.

9.) Eiche (Stiel- oder Sommereiche [quercus robur], Trauben- oder Wintereiche [qu. petraea]; mhd. eich[e]). Das harte, schwere und elastische Holz (Kernholz) war begehrt für Fundamentgründungen, Hoch-, Tief- und Schiffsbau sowie zur Herstellung von Fassdauben und Radspeichen, -naben und -felgen. Eichenrinde und die Galläpfel an Eichenblättern ergaben Gerbstoff (Gerben) für helles Leder und waren Ausgangsstoffe für Tinte und Medikamente (Adstringentia). Die Früchte (Eicheln) waren wichtiges Schweine-Mastfutter vor der winterlichen Schlachtung.

10.) Erle (alnus, versch. Arten, meist Schwarzerle [a. glutinosa]; mhd. erle). Das mittelschwere, weiche, wenig beständige Holz erweist sich unter Wasser als äußerst haltbar. Es wurde daher vor allem für Wasserleitungen (Holzröhren), Brunnentröge, Quellfassungen, Damm- und Deichanlagen genommen. Erlenholz wurde auch gerne zu Schnitzereien und zur Holzkohlenbrennerei benutzt, Erlenholz-Räucherungen galten als heilsam.

11.) Esche (fraxinus excelsior; mhd. asch, esche). Nach Buche und Eiche wichtigste heimische Laubholzart. Ihr schweres Holz wurde wegen seiner Härte und Zähigkeit vorrangig in der Wagnerei zur Herstellung von Naben, Felgen, Speichen, Deichseln, Schlittenkufen und Leiterwagen verwendet. Daneben verarbeitete man es zu Werkzeugstielen, Leitersprossen und landwirtschaftlichem Gerät. Eschenholz wurde in der Volksmedizin zur Blutstillung verwendet (Wundholz) und half gegen Schwindsucht (Schwindholz).

12.) Fichte (Rottanne, picea excelsa, viele weitere Arten; mhd. viehte. Da im Mittelalter “tanne” als großzügiger Sammelname für alle Nadelbäume benutzt wurde, nicht immer klar von dieser zu unterscheiden). Die Fichte hat im Mittelalter bei weitem nicht die landschaftsbeherrschende Rolle gespielt wie heute. Ihr hellfarbenes, mittelschweres und weiches Holz nutzte man als Bauholz für den Innenausbau, für Haushaltsgegenstände, für die Kleinböttcherei und für viele weitere Dinge – von der Bohnenstange bis zum Grubenholz. Im Außenbereich nur wenig witterungsfest.

13.) Hainbuche (carpinus betulus; mhd. hagen-buoche). Das schwerste unter den einheimischen Nutzhölzern war wegen seiner Härte, Zähigkeit und Abriebfestigkeit geschätzt und wurde vor allem zum Werkzeugbau (Hobel, Werkzeughefte und -stiele) sowie für stark beanspruchte Getriebeteile des Mühlenbaus (Kammrad, Laterne) aber auch für Schusterzwecken eingesetzt. Hildegard von Bingen bescheinigt dem Hainuchenqualm Wirksamkeit gegen Alpträume.

14.) Haselnuss (corylus avellana, acht Arten; mhd. hasel-boum). Dünne Ruten wurden ihrer Elastizität wegen gerne zum Korbflechten, für Wandausfachungen (“Wand” kommt von winden) und für Flechtzäune benutzt. Haselstöcke aller Stärken fanden vielerlei Verwendung von der Schulstube (Zuchtrute) bis zum Hausbau (Wellerwand). Astgabeln des Haselstrauches verwendete man als Wünschelruten. Die Haselnuss war Fruchtbarkeits- und Liebessymbol und beliebt als Zuspeise.

15.) Holunder (sambucus nigra; mhd. holder, holer, holunter). Sein Holz schätzte man zum Drechseln und Schnitzen. In der Volksmedizin kannte man die schweißtreibende Wirkung des Holunderblüten-Tees, verwendete aber auch andere Teile des Strauchs als Medizin. Die schwarzblauen Beeren wurden als Mus genossen und als Färbemittel benutzt. Als Schutzbaum bewahrte er das Anwesen vor Hexen und Dämonen.

16.) Kiefer, Föhre (pinus sylvestris, viele weitere Arten; mhd. kienboum, ahd. kienforha). Das mittelschwere, elastische, mäßig harte, harzreiche Holz wurde im Haus-, Boots-, Wasser- und Bergbau verarbeitet, lieferte Rüststangen, Masten, Pfosten und Palisaden, war ein wichtiger Brennstoff und diente in Form des Kienspans zur Beleuchtung. Aus besonders harzreichen Teilen destillierte man Holzteer (s. Teerschweler), aus dem Wurzelwerk wurde Pech gewonnen. Kiefernspäne benutzte man zu Flechtkörben, die Rinde zum Gerben. Im Aberglauben der Zeit spielte die Kiefer keine Rolle.

17.) Kirschbaum (prunus cerasus, pr. avium; mhd. kirse, kerse, kriese). Das mittelschwere, harte und zähe Holz nutzte man für Schnitz- und Drechslerarbeiten (z.B. Werkzeuggriffe, Löffel, Leuchterfüße, Holzblasinstrumente usf.), den aus der Rinde austretenden Wundgummi als Bindemittel für Malfarben, die Früchte waren beliebte Beispeise.

18.) Lärche, Alpenlärche (larix europaea; mhd. larche, lerche). Das schwere, elastische und verglichen mit anderen Nadelhölzern harte Holz ist äußerst witterungsbeständig. Es wird unter Wasser steinhart und eignet sich daher – dem Eichenholz vergleichbar – besonders als Bauholz im Außenbau, bei Brücken- und Fundamentbau. Lärchenschindeln waren wegen ihrer Lanfglebigkeit beliebt. Die Rinde fand in der Gerberei Verwendung, das Harz wurde zum Tränken von Fackelbinden benutzt. Das rote Holz galt – wohl im Sinne des Sympathieglaubens -als feuerabweisend. (Konrad von Megenberg: “wer auz des paums holz taveln macht und haeht die an diu häuser, die widertreibent die flammen von den häusern …”)

19.) Linde (Winterlinde [tilia parvifolia], Sommerlinde [t. grandifolia]; mhd. lint, linte). Das weiche, mittelschwere Holz war wegen seiner geringen Bruchfestigkeit und Witterungsbeständigkeit als Bauholz nur im Innenbereich verwendbar. Es ist leicht zu schnitzen, schneiden und drechseln und von daher beliebt zur Herstellung von Küchengerät, Holzschuhen, Spielzeug, Musikinstrumenten und Schnitzereien der Sakralkunst (“lignum sacrum”). Lindenholz lieferte Holzkohle, die Rinde Bastfasern für Flecht- und Seilerwaren (Matten, Säcke, Seile, Schnüre). Der Baum wurde wegen seiner dämonenabweisenden Potenz als Schutzbaum im Zentrum des Dorfes oder nahe bei Wohnhäusern angepflanzt (Dorf-, Hoflinde), Gerichtstermine wurden unter einer Linde gehalten (iudicium sub tilia), Linden fanden sich als Begleiter von Quellen, Brunnen, Friedhöfen, Kapellen und Bildstöcken. In der Heilkunde nutzte man die schweißtreibende Wirkung von Lindenblütentee.

20.) Pappel (populus, verschiedene Arten; mhd. papele, papel). Wohl das leichteste und weichste unter den heimischen Nutzhölzern, dabei von hohem Abnutzungswiderstand. Gut geeignet zur Herstellung von Holzschuhen und Holzkohle. Wurde im Spätmittelalter bei Holzschnitzereien den bis dahin zumeist verwendeten Hölzern von Ahorn und Linde vorgezogen. (Hugo von St. Victor: “salix, tilia, populus materiae sunt et ad insculpturam aptae”.) Pappelrinde fand beim Gerben Verwendung.

21.) Schlehdorn, Schwarzdorn, Schlehe (prunus spinosa; mhd. slehe, slehedorn). Soweit die Äste des dornigen Rosengewächses dick genug werden, eignen sie sich gut zum Schnitzen (Holzschnitt) und Drechseln. Die Dornen lieferten schwarze Tinte (Dornentinte), die Rinde roten Farbstoff zur Textilfärbung. Blätter, Blüten, Früchte und Rinde fanden als Arznei Verwendung. Wie alle Dornensträucher galten Schlehenbüsche als Schutz vor Hexen. In höchst realer Weise schützend umhegten dichte Schlehdornhecken Höfe und Weiler.

22.) Tanne, Weißtanne, Edeltanne (abies pectinata, a. alba; mhd. tanboum, tanne). Das leichte bis mittelschwere, elastische, weiche, gut spaltbare harzarme Holz ist als Bauholz wegen seiner geringen Witterungsbeständigkeit nur im Innenbereich zu verwenden sowie zur Herstellung von Möbeln. Unter ständiger Nässe lange haltbar, von daher im Wasserbau geschätzt (für Wasserröhren, Stauwehre, Wasserradschaufeln, Roste usf.). Wegen seiner guten Spaltbarkeit geeignet zur Herstellung von Spankörben oder Dachschindeln. Tannenzweige (“Daxen”) dienten – wie Zweige anderer Nadelbäume auch – zum Fegen und als Fußabstreifer. Wohl ihrer stechenden Nadeln wegen galten Tannen als apotropäisch. – Die als Bauholz begehrte Weißtanne kam besonders im Alpen und Voralpengebiet, im Schweizer Jura und im Schwarzwald vor und wurde über weite Strecken exportiert. (Bezeichnend ist der Ausdruck “Holländertanne” für einen besonders gut gewachsenen hohen Baum.)

23.) Ulme, Rüster (ulmus, verschiedene Arten; mhd. ulmboum, rust). Das Holz zählt zu den schwersten, zähesten und splitterfestesten und wird daher fast ausschließlich für Wagengestelle, Radnaben und -felgen, Wasserräder, Glockenstühle oder andere mechanisch stark belastete Teile verwendet. Ulmenholz verbrennt sehr langsam und liefert einen hohen Anteil Pottasche. Wie die der Linde liefert die Ulmenrinde Bastfasern, außerdem wurde sie zum Gerben und Gelbfärben benutzt.

24.) Wacholder (juniperus communis; mhd. quec, quecholder, wecholter). Das harte Holz ist gut für Druckstöcke und zum Drechseln geeignet. Rauch von Wacholderholz gab darin geräuchertem Fleisch und Fisch Haltbarkeit und ein angenehmes Aroma. Die Beeren wurden als Medizin und Würzmittel genutzt. Vorbeugende Räucherungen mit Wacholderholz wurden gegen alle möglichen Seuchen angewandt, so auch gegen die Pest.

25.) Walnuss (juglans regia; mndd. Walnut = welsche Nuss). Von den Römern war der Nussbaum über de Alpen nach Gallien und Germanien gebracht worden, wo er sich bis zum Frühmittelalter stark ausbreitete und weniger wegen seines Holzes als wegen seiner Früchte kultiviert wurde. Das schwere, feinstrukturierte, harte, wenig elastische Holz eignet sich zu Schnitz- und Drechslerarbeiten. Der Saft von grünen Früchten taugt zum Braunfärben von Wolle und Haaren. Die getrockneten Nüsse sind ein hochwertiges Nahrungsmittel. Ma. Etymologen leiteten das lat. “nux” von “nocere” (=schaden) ab, was dem Nussbaum den Ruf eines unheimlichen, schadenbringenden Baumes einbrachte. Als “Totenbaum” pflanzte man ihn auf Friedhöfen.

26.) Weide (salix, verschiedene Arten; mhd. wide). Das mittelschwere, wenig feste und wenig elastische Holz der baum- oder strauchartig wachsenden Weide wurde zu Holzschuhen, -mulden und -kisten verwendet, die zäh-elastischen, festen Triebe der Korbweide (salix viminalis) nahm man zum Flechten, die Rinde lieferte Gerbstoff und enthält das fiebersenkende und schmerzlindernde Glykosid Salicin. Der Rindensud galt als besonders wirksam gegen “Gicht” (als welche häufig auch Gelenkrheuma bezeichnet wurde). Die Blüten (“Palmkätzchen”) tragenden jungen Reiser wurden am Palmsonntag geweiht und sollten dem Haus übers ganze Jahr Segen bringen.

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