Jenseitsbriefe

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Jenseitsbriefe. Um dringliche Angelegenheiten mit umso größerem Nachdruck zu verfechten, ließen mittelalterliche Fälscher – ausnahmslos Kleriker – Dämonen und Himmelsmächte durch Sendschreiben eingreifen. So gab es Himmelsbriefe (wie das Bittschreiben des Apostels Petrus an die Franken, den Römern gegen die Langobarden beizustehen [756]) und Teufelsbriefe (wie das Mahnschreiben Satans an den Kardinal von Ragusa [14. Jh.]). Durch Himmelbriefe wurde die Christenheit zu den beiden ersten Kreuzzügen aufgestachelt, und ein Petrusbrief hat zur Hysterie der Geißlerfahrten um die Mitte des 14. Jh. beigetragen. Sogenannte Sonntagsbriefe, als deren ältestes Exemplar eine Wiener Handschrift des 14. Jh. erhalten ist, schärften die Heiligung des Sonntags ein.

An der Authentizität derartiger Jenseitsbriefe wurde kaum gezweifelt. Selbst manche der frommen Fälscher mochten davon Überzeugt sein, dass ihre Hand von jenseitigen Mächten geführt wurde. Der göttlichen oder dämonischen Herkunft wegen wurde solchen Machwerken Wunderkraft nachgesagt, waren sie als Amulette (Schutzbriefe) hochbegehrt.

Über die Herkunft derartiger Schreiben wurden Legenden in Umlauf gesetzt, nach denen sie an einem bestimmten Tag unter diesen oder jenen Umständen an einem gewissen Ort (etwa einem Heiligengrab, womöglich in Jerusalem gelegen) entdeckt worden seien, oder dass sie einer herausragenden Autorität (etwa dem Hl. Augustinus) geoffenbart worden waren.

Kirchliche Autoritäten haben sich ohne durchschlagenden Erfolg gegen den Unsinn der J. gewandt, so die Synode zu Aachen (789), die verf+ügte: “Der schändliche und abscheuliche Brief, von dem einige Unsinnige in den vorigen Jahren gesagt haben, er sei vom Himmel gefallen, soll nicht gelesen und aufbewahrt werden, sondern ist zu verbrennen”.

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