Johannisfeuer

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Johannisfeuer. Auf den vorchristl. Volksbrauch der Germanen und ihrer Nachbarvölker (der Slawen und Kelten), die Sommer-Sonnwende (Jultag, Mittsommertag) mit kultischen Feuern zu begehen, geht der Brauch zurück, am Ende des längsten Tages im Jahr auf Wiesen oder städt. Plätzen einen Holzstoß zu entzünden, der umtanzt oder von jungen Paaren übersprungen wurde. (Dabei sollten anhaftende böse Geister verbrannt und die Paare fruchtbar werden.) An dem Tag, an dem die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, hatten Geister und Dämonen höhere Gewalt, war aber auch das Feuer von höchster zauberischer Macht: die auflodernden Flammen, stiebende Funken und möglichst starker Rauch vertrieben Hexen und bösen Zauber (Krankheiten), konnten auch als Vorzeichen für die bevorstehende Ernte ausgelegt werden. Eine ins Feuer geworfene Strohpuppe (“Strohhexe”) symbolisierte die Vernichtung des Bösen. Augustinus deutete für das westl. Christentum den Mittsommertag als Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers um. Dies erschien um so sinnträchtiger, als Johannes gemäß Lukas 1,12-36 ein halbes Jahr älter als Jesus war. Als weitere Deutung berief man sich auf Joh. 5,35: “Jener (sc. Joh. d. Täufer) war wie eine Lampe, die brennt und leuchtet …” – Johannes als “Leuchte der Menschheit”. Aus dem Julfeuer wurde das Johannisfeuer (auch: Kannes-, Kanzfeuer = Verkürzung von Sankt-Johannis-Feuer.) Die dem Johannistag vorangehende Johannisnacht galt in naturkultischer Tradition weiter als segensreich und voller magischer Kraft. In dieser Nacht gepflückte Kräuter waren besonders wirksam für Heil-, Schutz- oder Schadenzauber; auch galt sie als günstig zum Wünschelrutenschneiden und zur Schatzsuche. Johannisfeuer waren vom 12. Jh. an in ganz Europa bekannt und je nach Gegend von verschiedenen volkstümlichen Bräuchen begleitet. So galt die Asche des J. als Heilmittel gegen Schwindsucht und J.-Kohlen, unter der Türschwelle des Hauses vergraben, schützten dieses vor Feuer und Blitzschlag.

Durch Kalenderverschiebungen fallen Sommmersonnwendtag (21.06.) und Johannistag (24.06.) heute nicht mehr auf das gleiche Datum.

(s. Glühwürmchen)

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