Jungbrunnen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Jungbrunnen. Die Vorstellung von der heilenden und verjüngenden Wirkung des Wassers war im ganzen Mittelalter in Märchen und Mythen gegenwärtig, wurde aber erst von 1400 an in der bildenden Kunst dargestellt. Die Bilder ähneln sich im der szenischen Anlage auf verblüffende Weise, sodass eine gemeinsame – verlorengegangene – literarische Quelle angenommen werden darf. Von links treten die alten, gebrechlichen Frauen- und Männergestalten auf, von Helfern gestützt oder mit Krücken, auf Tragen oder Karren. Sie werden entkleidet und ins Wasserbecken gebracht, welches sie nach dem Bade nach rechts verlassen, um sich als blühende Jungfrauen und Jünglinge den Freuden des Lebens hinzugeben. (Klassische Beispiele für das Jungbrunnenthema sind der Wandteppich von Colmar von 1420 und ein Kupferstich des “Meisters von den Bandrollen”, ebenfalls aus dem 15. Jh.)

Dem Bild vom Jungbrunnen liegt die Abscheu vor den Gräueln des Alters zugunde. Um sich von diesen kontrastierend abzusetzen, um sich ein jugendliches Erscheinungsbild zu erhalten, bediente man sich der Mittel von ® Mode, ® Haar- und ® Barttracht und Kosmetik (s. Schönheitspflege).

Als religiöses Pendant des profanen Jungbrunnens wird der Lebensbrunnen angesehen. Hier steht der Brunnen für das christliche Motiv der Auferstehung.

Die Idee vom “Jungbrunnen” hat wahrscheinlich auch im spätmittelalterliche Schauspiel Niederschlag gefunden; Textbeispiele sind zwar nicht überliefert, jedoch spricht eine Nachricht von 1440 davon, dass in Thorn ein derartiges Spiel aufgeführt wurde.

Für die Volkstümlichkeit des Jungbrunnenmotivs sprechen zahlreiche Orts- und Flurnamen wie “Jungfernborn” (bei Hirzenheim in Oberhessen), “Jungfernbrünnle” (bei Herrieden in Mittelfranken) oder “Jungfernbrünnlein” (am Kalenberg bei Wien).

(s. Alter)

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