Lexikon des Mittealters | Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag |
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Kältezeiten. Schon durchschnittliche Winter wurden von den Menschen im Mittelalter als unwerte Zeit gehasst (“veiger winter”), konnte man sich doch gegen die Kälte in den kaum beheizbaren Häusern und Hütten – zumal ungenügend bekleidet – kaum schützen. Erkältungen und rheumatische Erkrankungen waren die Folgen alltäglicher winterlicher Unterkühlung. Besonders strenge und langanhaltende Frostperioden wurden jedoch zu existenzieller Not: es drohte nicht nur der Tod durch Erfrieren; langanhaltende Winter ließen das eingelagerte Viehfutter zur Neige gehen und zwangen zu Notschlachtungen; intensive Durchfrostung der Böden verdarb die Wintersaat und die Rebstöcke. Setzte der Frost zu früh ein, fiel die Wintersaat aus; dauerte der Winter zu lang, kam es zur Auswinterung der Wintersaat und fiel das Sommergetreide aus; in beiden Fällen ergaben sich Saatgutmangel und Hungersnot. Viele Arbeiten (z.B. im Forst und am Bau) mussten wegen Tiefschnees liegen bleiben, was Arbeiter und Tagelöhner in Elend brachte; Vereisung der Flüsse und Bäche brachten die Wassermühlen zum Stillstand, Eisgang beschädigte Brücken und Uferanlagen. Bei übergroßer Költe wurden Gottesdienste abgesagt, selbst zur Fasten- und Weihnachtszeit.
Als Jahre besonders harter und folgenschwerer Winter wurden vermerkt: 1060 (strenger, schneereicher, langer Winter, nachfolgend große Überschwemmungen und Hungersnot im ganzen Reich; Annales Altahenses maiores); 1077 (langer, schneereicher Winter mit nachfolgender Missernte; Augsburg, Annales Augustani; in diesem Jahrtausendwinter waren große Flüsse wie Rhein, und Elbe, Rhone, Loire, Tiber und Po bis ins späte Frühjahr hinein gefroren); 1226 (überliefert als Hungerjahr nach einem besonders langen und strengen Winter); 1254 (besonders in der dt. Donaugegend strenger Frost bis zum 25 April, nachfolgend Missernten bei Feldfrüchten, Obst und Wein; Annalen Kloster Altaich); 1258 (Dauerregen und Missernten); 1294 (im Januar ließ der Frost im Elsaß Weinstöcke erfrieren, Linden sich spalten, Menschen und Tiere erfrieren); 1345 bis 1347 folgten drei extrem kalte Sommer aufeinander; 1363 (“große kelte und gefrüste” von St. Thomas bis in den März hinen ließ den Oberrhein derart zufrieren, “das men allen last derüber fürte”; Rebstöcke und Bäume um Straßburg erfroren); 1365 und 1435 (der Rhein unterhalb Köln war zugefroren); 1392, 1440, 1442, 1475 und 1497 (wegen extremen Schneefalls notiert); 1434/35: “do was der kaldeste winter, der sint gotz geburte je gewas” (Kölner Chronik); 1438 (Hungerjahr nach strengem Winter); 1440 (in Nürnberg als harter, bis über Ostern hinaus währender Winter vermerkt); 1490: angeblich der kälteste Winter seit 50 Jahren (Nürnberger Chronik).
(s. Frost, Klima, Vulkanismus, Winter)