Kaiserchronik. Am Regensburger Hof des welfischen Bayernherzogs Heinrich der Stolze entstand um 1150 entweder als Gemeinschaftsarbeit anonymer Kleriker oder als Auftragsarbeit eines höheren Kanzleibeamten die Kaiserchronik, die in mehr als 17.000 fmhd. Versen die Geschichte der Kaiser von Julius Cäsar bis zu dem Kaiser der damaligen Zeit, Konrad III., ausbreitet. Dabei vermischen sich – obwohl der Autor explicit vor Lügengeschichten (“ficta”) gewissenloser Dichter warnt – Sagen, Legenden und Historisches, werden heidnische und christliche Kaiser gepriesen oder verworfen, je nachdem, wie sie dem christl. Ideal entsprochen hatten, werden gar unhistorische Kaiser erfunden sowie Reihenfolge und Dauer der Regierungsperioden manipuliert. Es wird insgesamt größerer Wert auf moralische Beispielhaftigkeit als auf bloße Faktizität gelegt. So erscheint Karl d. Gr. als Idealtyp des Kaisers, der zusammen mit dem Papst das christl. Imperium verwaltet. Die historischen Quellen des Werkes sind weitgehend unbekannt; für den Geist des Autors (der Autoren) bezeichnend ist der Umstand, dass die minne als moralische Tugend bewertet wird.
Die Kaiserchronik fand zu ihrer Zeit weite Verbreitung, diente anderen Schriftstellern als Quelle (so etwa Konrad dem Pfaffen) und wurde bis ins 16. Jh. inhaltlich weiterentwickelt.