Katharer

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Katharer. Erstmals in Westeuropa trat 1143 in Köln und Bonn eine Gruppe von Ketzern auf, die gewisse Lehrmeinungen der Bogomilen vertraten (Taufe durch Handauflegen, Ablehnung der Ehe, Verweigerung tierischer Nahrungsmittel, Einteilung der Anhängerschaft in Hörer, Gläubige und Erwählte). Sie nannten sich ursprünglich “Pauperes Christi” oder “Boni homines”, erst etwa 20 Jahre später “Katharer” (v. grch. katharoi = die Reinen). Vom Rheinland aus missionierten katharische Wanderprediger in Südfrankreich (in der Grafschaft Toulouse) und Oberitalien (wo sie besonders in den Städten, von Mailand bis Udine und von Como bis Viterbo, Anhängerschaft fanden). Ein Versuch, in England Fuß zu fassen, scheiterte: Deutsche Missionare, 30 Männer und Frauen, wurden der Häresie überführt und zum Tode verurteilt (um 1162). In Deutschland wuchsen Katharer-Gemeinden hauptsächlich in den Städten an Rhein und Donau sowie um Goslar.

Während die Katharergemeinden in Deutschland und Nordfrankreich keine bedeutende Rolle spielten und bis zur Mitte des 13. Jh. restlos ausgetilgt worden waren, hatte sich die Häresie in Südfrankreich und in den ital. Städten umso kraftvoller entfaltet. Nunmehr sah sich die kath. Kirche zum energischen Abwehrkampf gezwungen. Papst Lucius III. erließ 1184 das Dekretale “Ad abolendam” und vereinbarte mit Kaiser Friedrich I. grundlegende Maßnahmen zur Bekämpfung der Ketzerei. Papst Innozenz III. (1198-1216) erklärte in seinem Dekretale “Vergentis in senium” (1199) die Häresie zum todeswürdigen Majestätsverbrechen. Nach der Ermordung seines Legaten Peter von Castelnau (1208) predigte er den Kreuzzug gegen die “Albigenser” (die Katharer im Umland von Albi, dem Albigeois), den die Ritterschaft Nordfrankreichs und deren beutelüsterner Anhang mit unerhörter Brutalität führten. (Allein dem Blutbad von Beziers sollen mehr als 20.000 Menschen zum Opfer gefallen sein – unterschiedslos, Männer, Frauen, Kinder, Christen und Ketzer, viele Priester darunter.) Papst Gregor IX. erkannte die Inquisition als wirksamstes Instrument zur Ausrottung des Ketzerunwesens und beauftragte 1233 die Dominikaner offiziell mit der Ketzerverfolgung. Kaiser Friedrich II. stellte sich mit harten Strafgesetzen (1224, 1232) voll hinter die päpstl. Kreuzzugspolitik; ebenso die frz. Krone. Wo katharische Gemeinden nicht vernichtet wurden, gingen sie in den Untergrund oder flohen nach Katalonien oder Italien. Der Fall der Katharerfestung Montsegur (am 14. März 1244) war das Fanal für den Niedergang des frz. Katharismus. Der blutigste Feldzug des Mittelalter hatte unter dem Banner des Kreuzes für Hunderttausende ein schreckliches Ende gebracht.

In den ital. Städten erlosch das Katharertum, soweit es das Wüten der Inquisition überstanden hatte, in der ersten Hälfte des 14. Jh.

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