Kronschatz

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Kronschatz. Die Reichsinsignien zusammen mit den Reichskleinodien bildeten den Kronschatz (sanctuaria sacri Romani imperii), der sich vom Frühmittelalter bis zum 14. Jh. anhäufte und streng behütet wurde – galt doch nur derjenige, der ihn in seiner Gewalt hatte, als rechtmäßiger Herrscher. Aufbewahrungsorte des Kronschatzes in der Karolingerzeit waren – wenn er nicht gerade mit dem Hofe unterwegs war – Aachen, Kyffhäuser, Tilleda oder Werla. Unter den Saliern kam er im 11. Jh. nach Nürnberg (1097-1105) und nach Burg Hammerstein (1105-25), unter den Staufern über Burg Trifels (1125-38) nach Nürnberg (1138-53) und Hagenau (1153-1209). Nächste Stationen waren Trifels (1209-20), die Waldburg bei Ravensburg (1221-1246), abermals Trifels (1246-72), die Kyburg bei Winterthur (1273-91), Rheinfelden (1291), wieder Trifels (1292) und Nürnberg (1322-25). Ludwig d. Bayer brachte ihn 1325 in die Münchener Residenz, von wo er 1349 wieder nach Nürnberg kam. Karl IV. überführte ihn 1350 in die Schatzkammer der Prager Doms St. Veit (wo er während noch laufender Bauarbeiten von Zisterziensermönchen aus dem tirolischen Kloster Stams gehütet wurde), dann auf die eigens dafür errichtete Burg Karlstein (1365-1423) und nach Ofen (1423/24). Der Böhmenkönig Sigismund ließ den Kronschatz 1424 – um ihn vor den Hussiten in Sicherheit zu bringen und als Fischladung deklariert – “für alle Zeit” nach Nürnberg bringen, wo er auf Veranlassung des Rates in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals verwahrt wurde, die unter der Aufsicht des Rates stand. Der Kaiser ließ im Sinne einer Sakralisierung des deutschen Kaisertums die Krönungsinsignien und Gewänder als den Ornat Kaiser Karls I. umdeuten. Da dieser 1165 heiligesprochen worden war, galten die Reichskleinodien nun als Berührungsreliquien, wodurch sich der Zustrom von Pilgern verstärkte und die Einnahmen aus dem Pilgerwesen erhöhten. (In Nürnberg sollte der Kronschatz bis 1796 bleiben. Als in diesem Jahr Napoleons Truppen auf Nürnberg rückten, wurde der Kronschatz nach Regensburg in Sicherheit gebracht. Als auch diese Stadt von den Franzosen bedroht wurde, kam er nach Wien. Dort ist er – mit Ausnahme der Jahre 1938-46 – bis heute geblieben. Sehenswerte Replikate der Reichsinsignien befinden sich im Museum der Burg Trifels.)

Die Insignien bestanden aus Krone, Reichsschwert, Reichsapfel und Szepter. Zu den Kleinodien zählten die Reichsheiltümer (darunter die Heilige Lanze mit ursprünglich zwei Nägeln vom Kreuz Jesu sowie einem Kreuzespartikel; das Reichskreuz; das Reichsevangeliar; die Stephansburse [ein Reliquiar]) sowie die Krönungsgewänder (ein scharlachroter Mantel mit Gold- und Perlenstickerei [1133 in Palermo im Auftrag König Rogers II. gefertigt], die Adlerdalmatica [Purpur mit Stickerei, dt. Arbeit des 14. Jh.], Ober- und Untergewand, Strümpfe, Handschuhe und Schuhe), das Reichsschwert und ein Zeremonialschwert, jeweils mit Scheide und Gürtel, und andere Kostbarkeiten. Der Kronschatz stand für das Reich selbst, galt als “Heiltum”, bei dessen öffentlicher Zurschaustellung (“Heiltumsweisung”) aufgrund der Wunderkraft der Reliquien auch Ablässe gewährt wurden. (Die einträgliche Heiltumsweisung in Nürnberg wurde 1424 eingeführt, jeweils am Festtag der Heiligen Lanze [dem zweiten Freitag nach Ostern] auf dem Hauptmarkt [dem damaligen Fischmarkt] zelebriert und ging 1523 infolge reformatorischen Einflusses zuende.)

(s. Kranz, Krone)

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