Kuckuck

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Kuckuck (Benennung lautmalerisch nach dem Ruf des Männchens; mhd. guc, guggouch, auch gouch = Narr, Buhler, Bastard; lat. cuculus; zoolog. Cuculus canorus). Der etwa taubengroße, unauffällig graufarbene, gesprenkelte Vogel mit langem Stoß und spitzen Flügelenden ist fast über die ganze nördliche Hemisphäre verbreitet und hat seine Brutgebiete in Afrika südlich des Äquators. Seine Ankunft Mitte April und der Revierruf des Hahnes markieren den Frühlingsanfang. Das Weibchen legt während der Legesaison in ein- oder zweitägigem Abstand bis zu 18 Eier, und zwar jedes in ein jeweils anderes fremdes Nest. Die Bruteltern nehmen die durchschittlich großen und unauffällig gefärbten Fremdeier als eigene an und brüten sie zusammen mit ihren eigenen aus. K.s-jungen schlüpfen als erste und werfen die anderen Eier bzw. ihre jüngeren Stiefgeschwister aus dem Nest, um sich fortan als Einzige füttern zu lassen und ihre Pflegeeltern bald an Größe zu übertreffen .

In der Volksmedizin spielten K.s-präparate eine vergleichsweise geringe Rolle. Schon Plinius hatte K.s-kot – mit Wein genommen – als Gegenmittel bei Hundstollwut empfohlen. Pulverisierte K.s-asche sollte gegen Fallsucht, Fieber, Magenschmerzen und andere Leiden helfen. Gegen Gliederschmerzen und Gicht nahm man die Asche in warmem Wein ein.

Bereits in der Antike hatte man nach einer Begründung für das parasitäre Brutverhalten gesucht und eine Erklärung in der kalten Natur des K.s gefunden, die ihn zum Brutgeschäft untauglich mache. – Beim ersten K.s-ruf soll man seinen Geldbeutel schütteln, damit er das Ganze Jahr gefüllt bleibe. – Gegen Johanni zu verstummt der K., weil er sich bis dahin den Hals wundgeschrien habe. Das Verstummen wird auch als Verschwinden gedeutet, habe sich doch der K. in einen anderen Vogel – etwa einen Sperber oder Raben – verwandelt. – Als Lebensorakel wird die Anzahl aufeinanderfolgender K.s-rufe gedeutet: soviel Rufe, soviel bevorstehende Lebensjahre. Hugo v. Trimberg schreibt in seinem Renner: “Swie lange aber wer sin frouden spil,/Daz weiz der gouch, der im vür war/Hat gegutzet hundert jar.” – Erschallt der erste K.s-ruf ehe die Bäume im Laub stehen, so folgen Missernten, Teuerung und Hungersnot. Dasselbe Los steht bevor, wenn der K. noch nach Johanni schreit. – Mancherorts war der K. als Teufelsvogel verschrien und in Redewendungen wie “Hols der Kuckuck!”, “Beim K.!” oder “Zum K.!” ist statt des Vogels verhüllend der Leibhaftige gemeint. Die RW “Weiß der K.” wurzelt wohl in der Bedeutung des K.s als Orakeltier.

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