Leonardo Pisano

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Leonardo Pisano (Leonardo Fibonacci; um 1180 – um 1250). Leonardos Vater Bonaccio (auf den der Name Leonardos zurückgeht: figlio di Bonacci = Fibonacci) lebte als Kaufmann in Algier, und so wurde der Sohn von muslimischen Lehrern unter anderem auch in der arabischen (indischen) Rechenkunst unterwiesen. Auf seinen Studienreisen lernte er die Werke der griechischen Mathematiker (Euklid, Archimedes, Heron, Diophantos) und arabischer Algebraiker (Chwarismi) kennen. Kaiser Friedrich II. berief den berühmt gewordenen „Algorithmiker“ (wie die Anhänger der neuen Rechenkunst zur Unterscheidung von den „Abazisten“ genannt wurden) an seinen Hof nach Palermo, wo er 1225 aus einem Rechenwettstreit als überragender Sieger hervorging. Leonardo machte sich nicht nur durch die Vermittlung der arabischen Zahlen und des Stellenwertsystems verdient, er entwickelte selbst Lehrsätze zu Gleichungen, Zahlenreihen und geometrischen Problemen. Nach ihm ist die Zahlenreihe („Fibonacci-Folge“) 1 – 1 – 2 – 3 – 5 – 8 – 13 – 21 – 34 – 55 – 89 – 144 … benannt, in der jedes Glied die Summe der beiden vorhergehenden darstellt. (Die Zahlenfolge ergab sich als Lösung eines Rätsels, des „Karnickelproblems“: Wieviele Karnickelpaare können innerhalb eines Jahres – ausgehend von einem Paar – gezüchtet werden, wenn wenn die Kaninchen jeden Monat ein weiteres Paar zur Welt bringen und damit im zweiten Monat nach ihrer Geburt beginnen. Zudem entsprechen die Verhältnisse der ersten Zahlen der Reihe [1:1, 1:2, 2:3 usw.] den Schwingungsverhältnissen der Prime [c], Terz [e], Quinte [g] und Oktav [c´] zum Grundton c der C-Dur-Tonleiter.)

1202 erschien das das Hauptwerk Leonardos, das den irreführenden Titel „Liber abaci“ trägt, ein Lehrbuch des Rechnens im Dezimalsystem. – Auf Fibonacci dürfte auch die heute gebräuchliche Form des Schreibens von Brüchen – mit einer waagrechten Linie zwischen Zähler und Nenner – zurückgehen. Möglicherweise hatte die Anregung dazu aus einem Buch des indischen Mathematikers und Astronomen Brahmagupta (7. Jh. u.Z.).

Gegen den Widerstand der Verfechter der alten Rechenmethode, der Abazisten, und gegen die Anfeindungen religiöser Fanatiker, die Erfindungen der Ungläubigen von Haus aus verdammten, setzte sich das neue System nur zögernd durch. Erst etwa hundert Jahre später erzwangen die steigenden Anforderungen des Bankwesens und der Nautik seine Annahme. Vom Liber Abaci haben sich nur zwei Handschriften einer zweiten Ausgabe von 1228 erhalten. Das zweite Hauptwerk erschien unter dem Titel „Practica geometrica“ und behandelte Probleme der praktischen Geometrie und der Trigonometrie.

(s. Goldener Schnitt)

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