Löwe

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Löwe (mhd. lewe, lebe, löuwe, leu; v. lat. leo; zool. Panthera leo). Den Menschen des abendländischen Mittelalter war der König der Tiere zunächst nur aus der Bibel sowie aus Fabeln und naturkundlichen Werken der Antike bekannt. In der Bibel findet man den Löwen mehr als hundertmal erwähnt was belegt, dass das Tier damals in Vorderasien weit verbreitet war. Seine Charakterisierung schwankt zwischen Gut und Böse. Im 1. Buch Mose wird berichtet, dass der Erzvater Jakob, als er seinen Sohn Juda segnete, diesen mit einem jungen Löwen verglich. Der Prophet Daniel ging wunderbarerweise zweimal unverletzt aus einer Löwengrube hervor. – Der Apostel Petrus sagt (1 Petr 5,8): “… euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.” – In der grch. Mythologie erscheint der menschenfressende Nemeische Löwe, den zu töten eines der Werke des Herkules war. – Der “Physiologus” (2. Jh. u.Z.) weiß vom Löwen, dass er seine Fährte mit dem Schweif verwischt, dass er mit offenen Augen schläft und dass Löwenjunge tot zur Welt kommen und erst durch den Atem des Vaters belebt werden, und deutet diese Eigenschaften aus dem christl. Glauben.

Was die Verwendung von Körperteilen des Löwen als Heilmittel anbetrifft, so waren die Gelehrten des europäischen Mittelalter naturgemäß auf überlieferte Berichte angewiesen. Bei Plinius z.B. erfahren sie, dass Löwengalle gut für die Augen ist. Konrad v. Megenberg weiß: “des lewen vaizten (=Fett) mit rosenöl gemischt behüett des menschen antlütz vor flecken und erläuht ez und hailt ez”; an anderer Stelle schreibt er: “Plinius spricht, daz lewenfleisch und allermaist sein Herz den läuten guot sei”. – Hildegard von Bingen (12. Jh.) schreibt: “Der Löwe ist warm, und er hat von der Kraft der Menschen in sich und gleichfalls die Natur der Raubtiere …” Das Fell des Löwenhauptes hält sie für heilsam gegen Kopfweh und Irrsinn, das Herz für hilfreich gegen Dummheit und Geburtsschwierigkeiten, die Leber für eine Medizin gegen Verdauungsstörungen und die Schwanzspitze für einen Giftweiser. – In der “Legenda aurea” (13. Jh.) wird vom Kirchenvater Hieronymus (4./5. Jh.) berichtet, dass er einen Löwen von einem Dorn in der Vorderpranke befreite und gesundpflegte, worauf dieser als Wächter bei ihm in der Klause blieb. Von Hieronymus stammt auch die attributive Zuordnung eines geflügelten Löwen zu dem Evangelisten Markus. – Konrad von Megenberg (14. Jh.) konstatiert: “daz tier hat niht untrew noch valscher list an im … der leo ist an dem vordern tail haizer natur und an dem aftern tail kalter natur; also ist diu sunne in dem himelzaichen, daz leo haizt.”

Der Löwe figuriert in ma Sagen, Fabeln und Märchen und in Sagen wie etwa jenen um Iwein oder Heinrich d. Löwen. Häufig erscheint der Löwe in der mittelalterliche Groß- und Kleinplastik; er wacht bei den Domen von Bamberg und Braunschweig, bei der Pfarrkirche von Bozen sowie an unzähligen Orten Venedigs, oder er ziert Taufsteine, Kapitelle und Gegenstände gehobenen Gebrauchs (z.B. ein Löwenaquamanile, Magdeburg) – Ein Löwe war auch das beliebteste Wappenzeichen des MA.; er stand für Mut, Stärke und Herrschergewalt und wurde meist auf den Hinterfüßen stehend (“steigend”) in Gold, Rot oder Schwarz dargestellt. – Als Tierkreiszeichen beherrscht Leo die Zeit vom 24. Juli bis 23. August; unter diesem Zeichen Geborene sollen großherzig, selbstbewusst und tatkräftige sein. – Alchimisten bezeichneten den Ausgangsstoff des Prozesses, der zum Stein der Weisen führt, verhüllend als “Grüner Leu”, das Endprodukt selbst als “Roter Leu”. Wohnhäuser, Apotheken und Gasthäuser führt den Löwen gern als Hauszeichen.

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