Melancholie

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Melancholie (grch. melancholia = Schwarzgalligkeit, v. melas/schwarz und cholé/Galle; mhd. smerz, trurekeit; lat. insania, tristitia, acedia; modernes Synonym: Depression = Niedergedrücktheit). Gemäß der Säftelehre galten Menschen schwermütig-traurig verstimmter Gemütslage als von einem Überschuss an schwarzer Galle geprägt. Das Spektrum betreffender Stimmungen reicht von Erschöpfung, Freudlosigkeit, Betrübtheit und Mutlosigkeit bis zu Schwermut, Trauer, Verzweiflung und Lebensüberdruss.

In der grch. Antike galt eine melancholische Verfassung als “Krankheit der Heroen”, als als Quelle der Schwermut aber auch “der größten Güter”. Alle geistig hervorragenden Menschen seien Melancholiker gewesen.

Im Mittelalter bewertete man M. als Krankheit und suchte sie durch Austarieren des gestörten Säftegleichgewichts zu heilen; hierzu verwendete sie Mittel der Diätetik und der res non naturales sowie medizinische Anwendungen wie Aderlass, Schröpfen, Kauterisieren und Heilmittelgaben (im “Lorscher Arzneibuch” {8. Jh.} wird Johanniskraut als hilfreich gegen M. bezeichnet).

Behandlungsresistente Melancholiker gerieten ins gesellschaftliche Abseits und wurden in Spitälern – etwa Leprosorien – oder im Narrenkistlein untergebracht.

Kirchlichen Theoretikern war Melancholie gleichviel wie Ekel und Angst des Herzens (taedium et anxietas cordis) und wie ein Instrument des Teufels: Ein melancholischer Kopf ist eine Suhle des Teufels (caput melancholicum est diaboli paratum balneum). – Thomas von Aquin nannte sie “Tristitia saeculi” und zählte sie als acedia (= Trägheit des Herzens) unter die Todsünden. – Hildegard von Bingen hält die Melancholie für den Ausdruck eines moralischen Versagens. An anderer Stelle schreibt sie “Von den Schwarzgalligen”: Es gibt aber andere Menschen, die traurigen Gemüts, furchtsam und unentschlossen sind, so dass keine rechte Ordnung und Bestand bei ihnen ist. … (Das Phlegma in ihnen) ist wie ein dicker Schleim, … der die Schwarzgalle entstehen lässt, …”. Und “Über die Schwarzgalle als Krankheit” schreibt sie: “Die Schwarzgalle ist dunkel gefärbt und bitter, haucht alles Übel aus und erzeugt zuweilen sogar Krankheit des Gehirns, lässt am Herzen dessen Gefäße gleichsam aufsieden und führt zu Traurigkeit und Zweifel …, sodass der Mensch sich an nichts mehr freuen kann … und ist eine Ursache jeder schweren Krankheit des Menschen.” Der Ursprung der Melancholie sei in der menschlichen Erbsünde zu suchen.

Sma. Astrologen zufolge sollten im Sternbild des Saturn Geborene generell negativen Charakters sein und aufgrund einer Überproduktion von Schwarzgalle zur Melancholie neigen. (Die Ursache dieser Überproduktion sei in starker Hirntätigkeit zu suchen, und somit vor allem bei geistig produktiven Menschen verbreitet.

Für Abergläubige stand fest, dass Melancholie durch Hexenzauber oder durch böse Geister verursacht ist. Als Schutzmittel galten Anhänger aus roter Koralle oder aus Topas.

(s. Brennen (Med.), Geisteskrankheiten, Planetenkinder, Seelenschmerzen, Temperamente, Trauer)

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