Melde

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Melde, Gartenmelde (mhd. melde, milt; botan. Atriplex hortensis; volkstüml. Maimus, Mehlkraut; der Name rührt entweder von dem milden/zarten Aroma der Blätter, oder von deren filzig behaarten, wie mit Mehl bestäubten Oberseite.) Als Blattgemüse, Salat, Arznei- und Färberpflanze genutztes einjähriges, schnellwüchsiges Kraut aus der artenreichen Familie der Gänsefußgewächse. Die Blätter sind je nach Varietät grün, gelb, rot oder kupferrot gefärbt. Blätter und Stängel sind reich an Vitaminen (A, B, C), Mineralstoffen, Spurenelementen und Protein, und enthalten in geringem Maß Oxalsäure und Saponin. Zubereitungen aus den Blättern bewirken Harnfluss, solche aus Blättern und Samen dienen als Brech- und Abführ- bzw. Wurmmittel.

Sie wurde in der grch. und röm. Antike im Mittelmeerraum kultiviert und gelangte durch die Römer nach Mitteleuropa. – Der grch. Arzt P. Dioskurides (1. Jh. u.Z.) beschreibt sie unter ihrer grch. und lat. Bezeichnung als andraphax bzw. atriplex; er nennt die Verwendung der Blätter als Gemüse und als Heilmittel (äußerl. Blätter für einen Umschlag zur Erweichung von Gewebsverhärtungen, innerl. Samen gegen Gelbsucht.) – Der röm. Arzt Galen (2./3. Jh. u.Z.) nennt sie andrafax und sagt, “dass ihr Samen, mit Wein oftmals genossen, die Gelbsucht behebt”. – Sie ist in der Hofgüterordnung (Capitulare de villis, um 800) Karls d. Gr. als adripias erwähnt, in dem Heilkräuterbuch des Odo Magdunensis, dem “Macer floridus” (um 1000) , als atriplex oder melde; bei Hildegard v. Bingen (12. Jh.) als atriplex oder melda und in dem spätmittelalterliche deutschsprachigen Herbarium “Gart der gesuntheit” des Peter Schöffler (15. Jh.) als schißmelde (wohl zu mhd. schiezen = hinauffahren, in die Höhe schießen).

Im “Macer floridus” ist sie als kalt im ersten Grad und feucht im zweiten Grad qualifiziert. Ihr Genuss mache den harten Leib weich, Umschläge mit gestampfter Melde erweiche harte Geschwülste, stoße kranke Finger- und Fußnägel ab, heile das Antoniusfeuer und mildere die Fußgicht.

Hildegard v. Bingen (12. Jh.) empfiehlt die Einnahme zur Förderung der Verdauung und einen Umschlag mit gekochten Mus zur Trocknung der Skrofeln.

Außer als Gemüse- und Heilpflanze wurde die Melde im Mittelalter auch als Färberpflanze genutzt: aus den Samen konnte ein Farbstoff gewonnen werden, der Haare schwarz und Stoffe grün färbt. In Hungerszeiten wurde das Brotmehl mit gemahlenem Melde-Samen gestreckt (s. Notbrot). Eine unter der Bezeichnung “Rosenmelde” bekannte Art diente zur Herstellung von Pottasche.

Im Spätmittelalter wurde die Gartenmelde als Gemüsepflanze von Spinat verdrängt, der von den Arabern nach Spanien gebracht worden war. Der persische Name ispanag wandelte sich über arab. Isbanah zu mlat. spinacia, espinaca, spinachia und mhd. spinat.

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