Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Mörtel (mhd. mortel, morter; mlat. mortarium, caementum). Als Bindemittel beim Mauerbau und als Verputzstoff (s. Putz) waren im mittelalterliche Bauwesen große Mengen an Mörtel, einem Gemisch aus Sand und Kalkteig, vonnöten. Die Qualität des Mörtels hing von der Kornzusammensetzung und Korngröße des Sandes ab, sowie von den Eigenschaften des bindenden Kalkbreis. Ursächlich für das Aushärten des Mörtels war der chem. Prozess der Karbonatisierung des Kalkes; dabei wird aus der Luft Kohlensäure aufgenommen und das Calziumhydrat verwandelt sich unter Freisetzungwerden von Wasser wieder zu Calziumkarbonat. Dieses Calziumcarbonat ist das eigentliche Bindemittel des Mörtels.
Zur Verbesserung der Mörteleigenschaften wurden noch allerlei andere – z.T. eher symbolische – Zutaten beigemengt, etwa Eier, Milch, Quark, Molkewasser, Ochsenblut, Bier, Wein, Essig, Salz oder Urin (sollten den Mörtel haltbarer und frostsicher machen; s. Zement), beigemengte Strohhäcksel oder Tierhaare sollten der Bildung von Schwindrissen vorbeugen.
Mörtelmacher (auch Speismacher) waren außer für das Anmischen des Mörtels zuweilen wie hauptberufliche Kalkbrenner (mhd. kalker) auch für das Kalkbrennen und das Löschen des Branntkalks zuständig. Kalk (Calciumkarbonat) wurde aus Kalksteinbrüchen, gelegentlich auch aus marmornen Spolien gewonnen. Die zerkleinerten Kalksteine wurden unter großem Holzverbrauch bei Temperaturen von 800 – 1200° C zu ätzendem Branntkalk (CaO) gebrannt. Der gebrannte Kalk ist weiß und lässt sich leicht zu Pulver zerstoßen. Mit Wasser übergossen („gelöscht“) entsteht daraus unter Hitzeentwicklung Löschkalk (Calciumhydroxid). Die so entstandene Kalkmilch floss in sog. „Sumpfgruben“, um – möglichst unter mehrmaligem Durchmischen – die zur Verarbeitung nötige Konsistenz zu erlangen. Hierzu konnten bis zu zwei Jahre vergehen. Danach erst hatte der Kalkbrei die richtige Qualität, um von den Mörtelknechten mit Sand zu Mörtel vermischt zu werden. Dünnflüssige Kalkmilch wurde zum Weissen von Mauern und Wänden benutzt.
Niedrigere Brenntemperaturen und damit weniger Brennmaterial wurden zur Herstellung des Bindemittels Gips (mhd.; v. lat. gypsum) aus Gipsstein (das natürlich vorkommende Dihydrat des Kalziumsulfats) benötigt. Der große Nachteil des Gipsmörtels war, dass er sich bei häufiger Durchfeuchtung zersetzte. Gips kam überall dort zur Anwendung, wo Gipsstein anstand; in Deutschland waren dies Gegenden in Holstein, um Lüneburg, im Harz, in Thüringen und Süddeutschland.
Im 14./15. Jh. verfügten viele Städte über eigene Kalkbrennereien, die wegen der Feuersgefahr außerhalb der Mauern und wegen der besseren Verkehrsanbindung an großen Ausfallstraßen gelegen waren.
(s. Baumaterialien, Mörtelmischwerk)