Mörtel

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Mörtel (mhd. mortel, morter; mlat. mortarium, caementum). Als Bindemittel beim Mauerbau und als Verputzstoff (s. Putz) waren im mittelalterliche Bauwesen große Mengen an Mörtel, einem Gemisch aus Sand und Kalkteig, vonnöten. Die Qualität des Mörtels hing von der Kornzusammensetzung und Korngröße des Sandes ab, sowie von den Eigenschaften des bindenden Kalkbreis. Ursächlich für das Aushärten des Mörtels war der chem. Prozess der Karbonatisierung des Kalkes; dabei wird aus der Luft Kohlensäure aufgenommen und das Calziumhydrat verwandelt sich unter Freisetzungwerden von Wasser wieder zu Calziumkarbonat. Dieses Calziumcarbonat ist das eigentliche Bindemittel des Mörtels.

Zur Verbesserung der Mörteleigenschaften wurden noch allerlei andere – z.T. eher symbolische – Zutaten beigemengt, etwa Eier, Milch, Quark, Molkewasser, Ochsenblut, Bier, Wein, Essig, Salz oder Urin (sollten den Mörtel haltbarer und frostsicher machen; s. Zement), beigemengte Strohhäcksel oder Tierhaare sollten der Bildung von Schwindrissen vorbeugen.

Mörtelmacher (auch Speismacher) waren außer für das Anmischen des Mörtels zuweilen wie hauptberufliche Kalkbrenner (mhd. kalker) auch für das Kalkbrennen und das Löschen des Branntkalks zuständig. Kalk (Calciumkarbonat) wurde aus Kalksteinbrüchen, gelegentlich auch aus marmornen Spolien gewonnen. Die zerkleinerten Kalksteine wurden unter großem Holzverbrauch bei Temperaturen von 800 – 1200° C zu ätzendem Branntkalk (CaO) gebrannt. Der gebrannte Kalk ist weiß und lässt sich leicht zu Pulver zerstoßen. Mit Wasser übergossen (“gelöscht”) entsteht daraus unter Hitzeentwicklung Löschkalk (Calciumhydroxid). Die so entstandene Kalkmilch floss in sog. “Sumpfgruben”, um – möglichst unter mehrmaligem Durchmischen – die zur Verarbeitung nötige Konsistenz zu erlangen. Hierzu konnten bis zu zwei Jahre vergehen. Danach erst hatte der Kalkbrei die richtige Qualität, um von den Mörtelknechten mit Sand zu Mörtel vermischt zu werden. Dünnflüssige Kalkmilch wurde zum Weissen von Mauern und Wänden benutzt.

Niedrigere Brenntemperaturen und damit weniger Brennmaterial wurden zur Herstellung des Bindemittels Gips (mhd.; v. lat. gypsum) aus Gipsstein (das natürlich vorkommende Dihydrat des Kalziumsulfats) benötigt. Der große Nachteil des Gipsmörtels war, dass er sich bei häufiger Durchfeuchtung zersetzte. Gips kam überall dort zur Anwendung, wo Gipsstein anstand; in Deutschland waren dies Gegenden in Holstein, um Lüneburg, im Harz, in Thüringen und Süddeutschland.

Im 14./15. Jh. verfügten viele Städte über eigene Kalkbrennereien, die wegen der Feuersgefahr außerhalb der Mauern und wegen der besseren Verkehrsanbindung an großen Ausfallstraßen gelegen waren.

(s. Baumaterialien, Mörtelmischwerk)

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
4,35 EUR
Bestseller Nr. 5
Nach oben scrollen