Naumburg

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Naumburg. Am Nordostrand des Thüringer Beckens, südlich der Mündung der Unstrut in die Saale und an der Kreuzung zweier Handelsstraßen entstand um das Jahr 1000 die “neue Burg” (Naumburg) der ekkehardingischen Markgrafen. In diese wurde 1028 das von Slawen bedrohte Bistum Zeitz zurückverlegt, nachdem die markgräflichen Brüder Ekkehard II. und Hermann ihre Burg samt umfangreichem Besitztum der Kirche gestiftet hatten. Im Schutz der Burg lagen eine umwehrte Handwerker-Vorstadt (locus munitus) sowie die Propstei mit der Stiftskirche St. Marien. Dem prosperierenden Ort wurde durch Kaiser Konrad II. Markt- und Handelsrecht verliehen, Naumburg urkundete als civitas.

Südöstlich von Burg und Propstei wurde eine Marktsiedlung angelegt, der 1033 Handelsfreiheit gewährt wurde. Bischofsstadt und Markt umgaben sich jeweils mit eigenen Mauern, waren – wenngleich der Bischof Herr des gesamten Gemeinwesens war – rechtlich deutlich voneinander abgesetzt.1305 wird ein städtischer Rat erwähnt. Dieser wurde vom Bischof bestätigt, welchem die Bürgerschaft dafür die Huldigung entgegenbrachte. Der Rat besaß die niedere, von 1486 an auch die hohe Gerichtsbarkeit. Im 14./15. Jh. kam die Stadt durch Hopfen-, Wein-, Bier- und Waidhandel und durch die jährliche Peter-Pauls-Messe zu Reichtum. Die Bedeutung Naumburgs ging zurück, als Ende des 15. Jh. Leipzig das Marktprivileg im Umkreis von 15 Meilen erhielt und als Mitte des 16. Jh. auch der Bischofssitz durch die Reformation verloren ging.

Durch mehrere große Brände im Mittelalter ging fast die gesamte Bausubstanz bis auf die Kirchen verloren. Erhalten blieben der spätroman.-frühgot. Dom St. Peter und Paul (12.-15. Jh.) und die Stadtkirche St. Wenzel (13.-16. Jh.; spätgot. Halle von breitem, extrem kurzem Grundriss mit hochaufragendem Chor, konvex gerundeter Westwand und hohem Nordturm; heutige Gestalt im Wesentlichen nach 1426); die Kapelle der “Ägidienkurie” am Domplatz (frühes 13. Jh.), als einziges Stadttor das Marientor (1396 als Mergentor erwähnt; Erneuerung 1511).

Nach der Verlegung des Zeitzer Bischofssitzes nach Naumburg (1028) wurde mit dem Bau des Doms St. Peter und Paul als Nachfolgekirche und an der Stelle der Stiftskirche St. Marien begonnen. Archäologische Untersuchungen weisen ihn als dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit durchgehendem Querhaus, Vierung, Chorquadrat, Apsis und Westtürmen aus. Die Weihe fand 1042 statt. Von diesem frühromanischen Bauwerk ist nur die Krypta (drei Schiffe zu je drei Jochen) erhalten. Bischof Engelhard II. (1207-42) begann gegen 1210 mit dem Bau des heutigen Doms. Es entstanden die spätromanischen Ostteile mit Krypta, Ostlettner, Querhaus mit Vorhalle und die romanischen Geschosse der Türme. Das Langhaus wurde als moderne Bündelpfeilerbasilika konzipiert. Weihe des Ostchors war 1242. 1250 bis um 1260 entstand der gesamte Westchor samt Türmen und Lettner. Das Weihedatum ist unbekannt. Die Bauleitung hatte ein in Frankreich geschulter Meister, der in der Kunstgeschichte als ®”Naumburger Meister” bekannt ist. Von ihm stammen auch die 12 weltbekannten Stifterfiguren im Westchor, deren Standort in einem Chor, der ansonsten Heiligen vorbehalten war, ist einzigartig. Etwa um 1350 wurde der Ostchor in den Formen der Hochgotik erneuert. Die Dreikönigskapelle an der Südseite des Ostchors entstand um 1420.

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