Nikolaus von Oresme

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Nikolaus von Oresme (N. Oresmius, N. v. Lisieux, N. de Navarre, N. de Rouen; um 1320 – 82) stammte aus der Normandie, studierte in Paris, versah mehrere Kirchenämter und war ab 1377 Bischof von Lisieux. Er machte sich einen Namen als Philosoph, Naturwissenschaftler, Mathematiker, Wirtschaftstheoretiker und Übersetzer. Als Nominalist aus der Schule Buridans und Ockhams hat er wesentlich zur Emanzipation der Naturwissenschaft von scholastischen Denkkategorien beigetragen. Er übersetzte Aristotelische Schriften (“Politik”, “Ökonomik”, “Ethik”) in die frz. Nationalsprache und machte sie so einer breiteren Leserschaft zugänglich. Der Naturphilosophie des Philosophen stand er kritisch gegenüber, er hielt sie mit den Erfahrungstatsachen nicht vereinbar. Sein “Tractatus de mutationibus monetarum” (Über Ursprung, Natur, Recht und Änderungen des Geldes) war das erste nationalökonomische Werk Europas, und erschien nach einer lat. Ausgabe auch in der frz. Landessprache. Als Mathematiker stellte er Funktionen mit Hilfe eines Koordinatensystems dar (in “Mathematica de latitudinibus formaeum”/”Abhandlung über die Breite der Formen”) und rechnete als erster mit gebrochenen Exponenten (in “Algorismus proportionum”). Als Astronom übte er Kritik am ptolemäischen System und nahm (in dem “Buch über den Himmel und die Welt”) einige Theorien des Kopernikus vorweg. So postulierte er die Kugelgestalt der Erde und die Erdrotation, und spekulierte über die Sonne als Mittelpunkt des Weltalls. Er formulierte Fallgesetze und stellte Überlegungen an zur analytischen Geometrie, zum Begriff der Funktion, zur Grenzwertbildung und zur Divergenz harmonischer Reihen.

In “De causis mirabilium” äußert er sich zu Wundern und wunderbaren Erscheinungen (wie Wundervölker, Ungeheuer, Missgeburten u.a.m.). Die Astrologie verurteilte er in seinem “Traktat gegen die Astrologen” als unsinnig und schädlich. Magie führte er auf illusionistische Täuschung zurück. Zauberkunst und Hexerei durch Dämonenbeschwörung tat er als Unfug ab, ohne an der Existenz der Dämonen zu zweifeln. Was von Hexen unter der Folter “gestanden” wurde, hatte für ihn ebensowenig Beweiskraft wie viele der “Wunder”, die er als Machenschaften von Geistlichen durchschaute, die das Spendenaufkommen für ihre Kirche vermehren wollten.

Weitere Schriften: “De communicatione idiomatum” (Über den Einfluss des Nominalismus´ auf die Christologie der Spätscholastik), “Tractatus de commensurabilitate vel incommensurabilitate motuum celi”, “Tractatus de configurationibus qualitatum et motuum”.

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