Norwegen

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Norwegen (Norge; altnord. Norvegr = Nordweg). Das Land nimmt den nord-westl. Teil der skandinavischen Halbinsel ein, ist größtenteils gebirgig und wurde von als Normannen bezeichneten german. Stämmen bewohnt, die in Sippenverbänden (Clans) unter je einem Häuptling organisiert waren und sich häufig gegenseitig bekriegten. Es kam zur Auswanderung der Besiegten, die auf Nordseeinseln Siedlungen gründeten (so auf Orkney, Shetland, Farö, Island und Grönland). Außerdem trieben die Normannen (s. Wikinger) sowohl friedlichen Handel als auch überfallartige Plünderungszüge gegen das Karolingerreich, gegen England und Irland.

Die Genealogie der norweg. Könige wird dadurch unübersichtlich, dass alle Königssöhne – auch die unehelichen – Anrecht auf die Thronfolge hatten, und auf diese Weise zuweilen mehrere Könige gleichzeitig regierten. In der folgenden Zusammenfassung werden nur die bedeutenden Herrscher aufgeführt.

Ende des 9. Jh. gelang der Zusammenschluss der Stämme und die Gründung eines Königreichs unter Harald I. Schönhaar (ca 850 – 933). Er besiegte die norweg. Kleinfürsten und erhob sich zum König über ganz Norwegen. Nach seinem Tod ist das zentrale Königtum jedoch wieder zerfallen.

Unter König Olaf I. (995 – 1000) fasste das Christentum von England her auch in Skandinavien Fuß und wurde z. T. gewaltsam durchgesetzt. Er errichtete seinen Regierungssitz in Nidaross (spätmittelalterliche Kaupanger, heute Trondheim, N-Norwegen). In einer Schlacht gegen die Dänen, die in den Süden Norwegens eingefallen waren, fiel Olaf. Sein Reich kam unter dänische Herrschaft.

Unter König Olaf II. Haraldsson (Der Heilige, hl.; reg. 1015 – 1030) erlangte Norwegen vorübergehend seine Unabhängigkeit.

Magnus I. Der Gute (reg. 1035-1047) wird aufgrund eines Erbvertrags 1042 auch König von Dänemark.

Harald III. Hadrade (Der Strenge; reg. 1047 – 1066) gilt noch als Wikinger. Er bemühte sich um die Ausschaltung der Kleinfürsten, um die Oberhoheit über die norweg. Kirche, um den Ausbau von Handelsplätzen zu königl. Macht- und Verwaltugszentren (er gilt u. a. als Gründer von Oslo) und um die Einrichtung eines norweg. Münzwesens. Bei dem Versuch, England zu erobern, ist er in der Schlacht von Stamford Bridge (bei York) gegen den angelsächs. König Harold II. gefallen.

Olaf III. (Der Stille; reg. 1067-93) war der erste norweg. König, der lesen und schreiben konnte. Auch er tat sich als Städtegründer hervor.

König Magnus Barfuß (reg. 1093 – 1103) fördert die Ansiedlung norweg. Kolonisten auf den Orkneys, den Hebriden und auf der Insel Man.

Unter König Sigurd (Der Kreuzfahrer, unehelich; gest. 1130) kam es wegen wirtschaftlicher und sozialer Konflikte zu einem Bürgerkrieg.

Unter König Magnus I. (Der Gute; reg. 1105 – 47) kam es zur Einrichtung des Erzbistums Trondheim (1152), bekam die Kirche Norwegens eine einheitliche Struktur.

König Sverre Sigurdsson (reg. 1177 – 1202) wurde exkommuniiert, weil er durch Ermordung seines Vorgängers (Magnus Erlingsson) an die Macht gekommen war. Norwegen wurde mit dem Interdikt belegt. Sverre kann sich gegen alle Anfeindungen als Regent halten; er ließ die Königs-Sagas aufzeichnen und kämpfte gegen die Machtansprüche der Kirche. Als erster norweg. König seit 1130 stirbt er 1202 eines natürlichen Todes.

Håkon IV. Håkonsson (Der Alte; reg. 1217 – 1263) konnte den Bürgerkrieg beenden, der seit über hundert jahren das Land geschwächt hatte. Unter seiner Regentschaft erlebte Norwegen eine Zeit des Friedens, der wirtschaftlichen, kulturellen und machtpolitischen Blüte. Er schloss Handelsabkommen mit der Hanse, gliederte die Siedlungen auf den Hebriden und Orkneys, auf Man, Farö, Island und Grönland seinem Reich ein.

Im Frieden von Kalmar (1285) hat die Hanse derart weitreichende Privilegien erzwungen, dass der gesamte Handel Norwegens unter ihre Kontrolle kommt.

Erich III. Magnusson (Der Gesetzesverbesserer; reg. 1280 – 1299) vereitelte den Versuch des Erzbischofs von Trondheim, die Machtbefugnisse der Kirche gegenüber dem Staat auszuweiten. Mit der Hanse geriet er wegen derer übermächtigen Stellung im Handel – besonders mit Getreide – in Konflikt.

König Håkon V. Magnusson (reg. 1299 – 1319) verlegte seinen Regierungssitz nach Oslo (S-Norwegen), um von dem mächtigen Einfluss der Hansestadt Bergen loszukommen. Er löste die Verwaltung aus der Zuständigkeit der Aristokratie und ernannte Staatsbeamte, für die er allein weisungsberechtigt war. Nachdem er ohne Erben gestorben war, begannen mehrere Bewerber um die Krone zu streiten, endete die Periode nationaler Unabhängigkeit und politischer Stabilität.

Der letzte norweg. König des Mittelalter war Håkon VI. Magnusson (reg. 1355 – 1380).

1450 wurde Norwegen Teil des Dänischen Reiches (Unionsvertrag von Bergen).

(s. Deutsche Brücke, Normannen, Saga, Stabkirche, Wikinger)

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