Nuss

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Nuss (mhd. nuz; lat. nux). Frucht mit harter, holziger Schale und essbarem Kern. Verschiedene Arten bereicherten die mittelalterliche Kost:

Walnuss (welsche, gallische Nuss; botan. Juglans regia). Der eindrucksvolle Laubbaum wurde erst von den Römern nach Gallien und von dort in die Gebiete östlich des Rheins gebracht. Möglicherweise dienten die Früchte zur Aufbesserung der Legionärskost. Im Mittelalter wurden Walnussbäume in Baumgärten und auf Friedhöfen kultiviert. Im christl. Glauben galt die Walnuss zum einen als Symbol der Kirche, die die süße Frucht der Tugend in der harten Schale des Glaubens verbirgt, zum anderen als Symbol der Fruchtbarkeit, der Wollust und der Sünde. Dementsprechend galt der Walnussbaum sowohl als Baum des Lebens als auch als Hexen- und Teufelsbaum. – Die Früchte sind reich an Kohlehydraten und enthalten Vitamine, essentielle Fettsäuren, Spurenelemente und Mineralien. Sie wurden im Mittelalter frisch und getrocknet als Beispeise und Backzutat verwendet. – Die Blätter fanden in Form von Abkochungen Verwendung als blutstillendes und entzündungswidriges Heilmittel. – Hildegard v. Bingen empfiehlt gegen “die schlechten Säfte, welche die Leber krank machen” Triebe vom Nussbaum, in Wein eingelegt. Die Einnahme einer Zubereitung aus Walnussblättern und Brennnessel lässt “durch ihre Kräfte die Würmer im Menschen zugrundegehen”.

Haselnuss (mhd. haselnuz; lat. nux avellana; Frucht des Haselnussbaums, mhd. haselboum, lat. corylus, botan. Corylus avellana; der Namenszusatz geht auf die ital. Stadt Abella zurück, in deren Nähe schon in der Antike Haselkulturen angelegt worden sind). Der Haselstrauch ist auf der gesamten nördlichen Halbkugel verbreitet. Die essbaren Nusskerne enthalten wertvolle Stoffe (Kohlenhydrate, hochwertiges Eiweiß, fettes Öl mit ungesättigten Fettsäuren, Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe), aufgrund derer sie nicht nur nahrhaft, sondern auch gesundheitsfördernd sind. Haselnusskerne wurden wie im Altertum so auch im Mittelalter als Beikost geschätzt. Aus ihnen wurde auch das bis zu 60% enthaltene Öl gepresst. Die Sträucher wuchsen überwiegend wild, wurden aber auch als Feldbegrenzung, oft in Form von Flechthecken angepflanzt. Haselruten dienten als Stecken, wurden zu Flechtwerk – etwa im Fachwerkbau – und als Fassreifen verarbeitet. – Kräuterkundige wie Plinius, Dioskurides und Hildegard v. Bingen sagten der Nuss Heilwirkung nach, so bei Lungenleiden und Impotenz. Hildegard empfiehlt einen Umschlag mit dem Mark der Haselzweige, um eine Wunde zum Sekretabfluss offenzuhalten.

Buchecker (Buchel, Buchnuss; mhd. eckern; lat. glans fagi). Scharf-dreikantige, glänzend braune Frucht alter Rotbuchen (Mastbaum erst ab 40 – 60 Jahren). Die geschälte Frucht enthält durchschnittlich 15 – 20 % Öl sowie wertvolle Stoffe wie Kohlehydrate, Eiweiß, Fett, B-Vitamine, Eisen und Zink, jedoch auch giftige Substanzen wie Oxalsäure und Saponine, die bei empfindlichen Personen zu Erbrechen und Durchfall führen können. Bucheckern dienten nur in Hungerszeiten der menschlichen Ernährung, hauptsächlich zur Schweinemast, ihr Öl als Speise- und Lampenöl.

Edelkastanie (mhd. kestene, kesten; lat. castanea; der Name Marroni wurde im 12. Jh. von der Lombardei her verbreitet). Glänzend-rotbraune Frucht der Edel- oder Esskastanie (botan. Castanea sativa), sitzt zu 1-3 in einem stacheligen Fruchtbecher. Sie enthält kaum Fett, ist jedoch reich an Stärke, Zucker, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Gerbstoffen. Die Römer verbreiteten die Nahrungspflanze zur Truppenverpflegung bis nach Britannien hin. Im Frühmittelalter ordnete Karl d. Gr. ihren Anbau auf Königsgütern an. Diesem Vorbild folgten die Klöster, und kultivierten die Edelkastanie. In gebirgigen Gegenden, in denen kein Getreideanbau möglich war, war die Marone die Hauptnahrungsquelle. Man hat sie roh zu Gemüse und Fleisch gegessen, zu Mus und Brei gekocht sowie zu Fladen und Brot verbacken. – Zur Konservierung wurden die Früchte getrocknet. Beim Kochen oder Rösten wird die Stärke in Zucker umgewandelt und verleiht der Frucht ihren angenehmen Geschmack.

In dem spätmittelalterliche Kräuterbuch “Hortus sanitatis” (“Gart der Gesundheit”) scheint alter Aberglaube auf: “Welche menschen vil castaneen rohe essen die gewynnen viel luß (= Läuse) an dem lybe und auch an den cleydern.”

Hildegard v. Bingen verordnet Edelkastanie gegen “Schwäche im Kopf”, gegen Herzbeschwerden und Melancholie, gegen “Schmerzen in der Milz”, Leberleiden und Magenbeschwerden.

Eichel (mhd. eichel; lat. glans). Nussfrucht der Eiche (lat. quercus, versch. Arten), in einer gestielten, napfartigen Hülle sitzend, mit kohlehydrat- und eiweißreichem Kern. Wurde besonders zur Schweinefütterung verwendet (s. Schweine, Waldweide), Eichelmehl wurde in Notzeiten auch zu Brei angerührt und zu Brot verbacken. – Im Aberglauben deutete reiche Eicheltracht auf einen langen und harten Winter. – Eicheln, “die an dem Tag, wo die Sonne in den Skorpion geht, gesammelt worden sind, ohne dass sie die Erde berührten” (HDA II, Sp. 652) galten in der Volksmedizin als Heilmittel bei Kolik. – Hildegard von Bingen lehnt Heilmittel von der Eiche ab: “Die Eiche ist kalt, hart und bitter … Auch die Frucht ist für den Menschen ungenießbar … Für ein Heilmittel ist weder das Holz noch die Frucht zu gebrauchen.” Dieses strikte Urteil dürfte in dem Gehalt an Gerbsäure begründet sein, der allen Teilen der Eiche eigen ist und zu Magen-Darm-Beschwerden führen kann. – In der Heraldik spielen der Eichbaum und Teile davon, Blatt und Frucht , als Sinnbild für siegreichen Kampf, Kraft und Ausdauer eine Rolle.

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