Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Nördlingen. Im Ries, einem vor 16 Millionen Jahren durch Meteoriteneinschlag entstandenen Krater im bayer. Schwaben, lag ein erstmals 898 urkundlich erwähnter Königshof. Dieser war nahe der Kreuzung alter Handelsstraßen an der Eger, einem Nebenflüsschen der Wörnitz, eingerichtet worden. In unmittelbarer Nähe entstand eine prosperierende Siedlung, die Kaiser Friedrich II. zur Freien Reichsstadt erklärte. Der wachsende Reichtum der Stadt basierte vor allem auf Wolltuch- und Lederherstellung sowie auf einer der bedeutendsten Handelsmessen Süddeutschlands („Pfingstmesse“).
Ein erster Bering war schon zu Beginn des 14. Jh. zu eng geworden, sodass 1327 Ludwig der Bayer der Stadt zur Errichtung eines neuen Mauergürtels die Erhebung einer Getränkesteuer (Ungeld) genehmigte. Der zweite Mauerring, der auch die damaligen Vororte mit einbezog, dürfte um 1400 geschlossen gewesen sein, und präsentiert sich heute im wesentlichen in seiner ursprünglichen Form. Ma. Sehenswürdigkeiten außer der kreisrunden Stadtmauer mit Wehrgängen, Toren und Türmen: die Hauptkirche St. Georg (spätgot. Halle, erbaut 1427 – 1505 anstelle eines bereits im 13. Jh. erwähnten Vorgängerbaus; prachtvoller siebengeschossiger Turm [„Daniel“] von 89,9 m Höhe); die Salvator- oder Herrgottskirche (erbaut 1381 – 1422 an der Stelle des karoling. Königshofes als Klosterkirche des Karmeliterordens; schlichte got. Halle mit Dachreiter); das Rathaus (ursprünglich „Steinernes Haus“ genannt, wurde 1382 von seinem Besitzer, dem Kloster Heilsbronn, gegen Zins als Rathaus an die Stadt verpachtet und im 16. Jh. ausgebaut); das Tanz- oder Brothaus (erbaut 1442/44 als Repräsentationsbau der Geschlechter); das Münzhaus (1418 von Kaiser Sigismund in Anbetracht der großen Umsätze auf der Nördlinger Messe gegründet) und das Klösterle (um 1420 als Kirche des schon im 13. Jh. hier ansässigen Barfüßerordens erbaut).