Physiologie

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Physiologie (grch., lat. physiologia = Naturlehre; hier: Wissenschaft von der Funktionsweise der belebten Natur). Die Lehre von den Funktionen des Körpers und seiner Organe gründete im Mittelalter fast ausschließlich auf Erkenntnissen und Überzeugungen des Galenus, so z.B. auf dessen Säftelehre, auf der Lehre vom Pneuma und vom Puls, sowie auf denen des Avicenna (s. Organe). Erst zu Beginn der Neuzeit wurde – durch Vesal und Leonardo da Vinci – das galenische System ins Wanken gebracht.

Trotz genauer anatomischer Studien an Tieren – vornehmlich an Affen – und vielen richtigen Erkenntnissen war die Lehre Galens mit Fehlern behaftet. So behauptete er die Existenz kleiner Öffnungen in der Scheidewand der beiden Herzkammern, da ihm der Übergang von venösem zum arteriellen Blut im Lungengefäßsystem nicht bekannt war (In „De usu partium“: „Die kleinen Höhlen, die vor allem im mittleren Teil der Trennung des Herzens [Herzscheidewand] auftreten, dienen dem wechselseitigen Austausch von Blut und Pneuma“).

Nervenstränge sind als „Flachsadern“ bezeichnet. Galen unterscheidet sensorische („weiche“) und motorische („harte“) Nerven. Sie enthielten einen Hohlraum, gefüllt mit Seelenpneuma („pneuma psychikon“), welches den Organen ein Gemüts- oder Bewegungsprinzip vermittelt (sie steuert).

Die Leber stellt Galen als das Endorgan der Verdauung dar. Sie bekomme einen dickflüssigen Speisesaft vom Magen her über die Pfortader zugeführt, und stelle daraus durch durch Vermittlung des Naturpneumas („pneuma physikon“) das Blut her. Dieses pumpt sie in alle Venen, über die Hohlvene auch zum Herzen. Das Überflüssige aus der Verdauung sowie gegebenenfalls Krankheitsmaterie („materia peccans“) würden in den Blutgefäßen gesammelt, von den Nieren angezogen und als dünnes, wässriges Exkrement, welches wir Urin nennen, in die Harnblase ausgeschieden. Nach Avicenna beginnt die Verdauung der Nahrung – durch Kauen und Einspeicheln – im Mund, und wird im Magen durch eine Art Kochung fortgesetzt, wobei ein feiner Speisesaft (chylus) entsteht; die dazu nötige Wärme entsteht im Magen selbst und in den benachbarten Organen. Der zweite Schritt des Verdauungsvorgangs vollzieht sich in der Leber, ein dritter in dem zirkulierenden Blut und ein vierter bei der Ernährung der einzelnen Körperteile durch das Blut. Der Überfluss der ersten Verdauung verlässt den Körper durch die Därme als Kot, jener der zweiten Verdauung wird größtenteils als Harn ausgeschieden, ein geringerer Teil gelangt in die Milz und in die Gallenblase. Die Reste der beide letzten Verdauungsstadien gehen als Schweiß, als Nasen- und Ohrensekret ab. Auch die Bildung von Haaren und Nägeln deutet Avicenna als Ausscheidung von Überflüssigem.

Die Lunge wird als vom Herzen bewegter Blasebalg (wintvanch) gedacht, „der den luft auz und ain füert, da van daz herz erküelt wirt“ (Ortolf v. Baierland).

(s. Atmen, Harnbeschau, Herz, Hirn, Leber, Menstruation, Organe, Sexualität, Sinnesorgane, spiritus, Verdauungsstörungen, Zeugung)

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