Prozession

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Prozession (kirchenlat., = Umzug; v. lat. processio = das Vorrücken; mhd. umbeganc). Feierlicher religiöser Umzug von Klerikern und Laien. Sofern das Allerheiligste (in der Monstranz oder in der Pyxis) mitgeführt wird, spricht man von einer eucharistischen Prozession. Neben regelmäßigen Prozessionen (zum Fronleichnamsfest, zu Himmelfahrt oder zu Patronatsfesten) gab es spontane Buß- und Bittumzüge, etwa zur Abwendung von Kriegs-, Hungers- oder Seuchennöten oder solche zur letzten Kommunion (Versehgang) und zum Totengeleit. Den in einer Prozession mitgeführten corpus Jesu Christi ehrte das Volk in den Straßen mit Niederknieen und Senken des Kopfes. Wallfahrer- und Pilgerzüge kamen häufig prozessionsartig daher, in geordneten Blöcken, begleitet von Gesang und Responsorien und ausgerüstet mit Tragekreuzen, Weihrauchfässern, Weihwassersprengern, Fahnen, Reliquiaren und sonstigen Devotionalien. Bei allem frommen Impetus konnten manche spätmittelalterliche Prozessionen durchaus unterhaltsamen Charakter haben, wenn sie von Spielleuten und Possenreißern begleitet wurden. Unausbleiblichen Übermut, Respektlosigkeit und Blasphemie suchte man durch Strafandrohung niederzuhalten.

Die Handlung mancher geistlichen Spiele des Mittelalter wurde nacheinander auf räumlich voneinander entfernten Bühnen (loca) dargeboten, wobei das Publikum prozessionsartig mitging (“Prozessionsspiel”).

Für den feierlichen Empfang von Königen und Fürsten hatte sich ein besonderes Zeremoniell herausgebildet, wie es z.B. 1296 ein Guillelmus Durandus Spectator aufgezeichnet hat (“Ordo ad recipiendum regem vel principem processionaliter”). Die Bürgerschaft empfängt den hohen Gast vor der Stadt – je höher dessen Rang, in desto größerer Entfernung -, geleitet ihn in feierlichem Zug mit Fahnen, brennenden Kerzen und unter Hymnengesang in das geschmückte Stadtinnere, wo ihn die hohe Geistlichkeit mit Glockengeläut und zeremonialem Pomp zur Kirche führt.

Das Leichengeleit für Standespersonen wurde von psalmodierenden und respondierenden Klerikern oder einem ganzen Kapitel angeführt, wobei Prozessionskreuze und -fahnen, Weihwasserkessel und Rauchpfannen obligatorische Requisiten waren. Hinter dem Leichnam folgte die noble Trauergemeinde, den Schluss bildete das einfache Volk. – In diesem Zusammenhang ist auch an die Züge der Flagellanten zu erinnern, die jedoch eher zügellose, undisziplinierte Haufen als geordnete Prozessions-Züge darstellten.

(s. Blutritt)

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