Reisende

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Reisende (reisaere; v. mhd. reise, = Aufbruch, ahd reisa = [Heer]fahrt; zu ahd. risan = sich erheben, aufbrechen). Die Gesellschaft des Frühmittelalter lebte überwiegend ortsgebunden. Nur Könige (s. Reisekönigtum), Geistliche, hohe Adelige, Fernhändler und Boten gingen auf Reisen, d.h. sie bewältigten aus freien Stücken größere Entfernungen. (Im Zusammenhang mit Lehnsmännern und Kriegsknechten, die während einer Heerfahrt ebenfalls große Strecken zurücklegten, würde man heute nicht von Reisen sprechen, doch war das Wort ursprünglich auf sie gemünzt: risan = aufbrechen zur Heerfahrt.) Im 11./12. Jh. wurde die Gesellschaft wesentlich mobiler, Menschenmassen waren europaweit und im nahen Osten in Bewegung. Herrscher, Adlige, Bischöfe, diplomatische Emissäre, Kreuzfahrer, Kriegsknechte, Pilger, Lehrer, Künstler-Handwerker, Studenten, Gesellen, Spielleute, Kaufleute, Händler, handwerkliche Spezialisten, Viehtreiber, Fuhrleute, Floßknechte, Boten, Vaganten, Kleriker, Bettler, Diebsgesindel, Abenteurer, Bildungsreisende waren wegen ihres Amtes, Gewerbes oder ihrer Profession unterwegs bzw. suchten in der verheißungsvollen Ferne, was ihnen zu Hause versagt blieb: Ruhm, Reichtum, Gewissenserleichterung, religiöse Erfüllung, Schulwissen, handwerkliche Fertigkeiten, Abenteuer – oder auch nur ein geringeres Elend.

Reisenden der vorgenannten Arten dürfen diejenigen nicht zugezählt werden, die aus einer pestbefallenen Stadt aufs Land flohen oder nach dem Abklingen der Seuche in entvölkerte Städte zuzogen.

Von Alters her durften Reisende innerhalb eines jeweils ca. 20 m breiten Geländestreifens beiderseits des Weges lagern, Tiere weiden lassen und Feuerholz sammeln. Übertretungen und Hader mit den Anrainern dürften unausweichlich gewesen sein.

Dem wachsenden Verkehr wurde durch Straßen- und Brückenbau, durch die Anlage von Hospizen und Gasthäusern Rechnung getragen. Trotz dieser Fortschritte blieb Reisen während des ganzen Mittelalter ein Unternehmen mit ungewissem Ausgang: jeder Abschied konnte der letzte sein.

(s. Bote, Fahrende, Handelsreisen, Ostkolonisation, Pilger, Vaganten; Weiteres s. unter dem Sammelbegriff “Mobilität”)

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