Roggen

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Roggen (mhd. rocke, ahd. rocko; mhd. auch korn; botan. Secale cereale) kam wahrscheinlich in frühgeschichtlicher Zeit als Unkrautpflanze nach Südrußland, wurde dort kultiviert und breitete sich nach Norden und Westen aus. Im Frühmittelalter war der Anbau von Roggen noch bedeutungslos. Aufgrund seiner Winterfestigkeit, seiner Unempfindlichkeit gegen Nässe und Trockenheit und seiner Anspruchslosigkeit bezüglich der Bodenqualität – er gedeiht auch noch auf armen Sandböden – war Roggen jedoch um das Jahr 1300 im größten Teil Mitteleuropas, so auch im nördlichen und östlichen Deutschland, zur wichtigsten, fast ausschließlich als Winterfrucht angebauten Getreidesorte geworden und deshalb einfach “Korn” geheißen. Zur Verbreitung des Roggenanbaus dürfte auch beigetragen haben, dass Roggenbrot von allen Brotarten die haltbarste war. Sma. Illustrationen zufolge, die im Kornfeld arbeitende Menschen zeigen, wuchs Roggen auf ca. 170 cm langem Halm. Sofern auf langem Halm geerntet wurde, fand Roggenstroh für Dachdeckung und Raumdecken Verwendung.

Inhaltsstoffe des R.-Mehls sind neben Kohlehydraten B-Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Hildegard v. Bingen qualifiziert den R. als etwas weniger warm wie Weizen; “Das aus ihm gebackene Brot ist kräftig und Gesunden zuträglich, bei fetten Menschen bewirkt es Abmagerung, aber es kräftigt sie. Denen, die an Magenschwäche leiden, ist es nicht zu empfehlen.” Gegen Geschwülste jeglicher Art lege man heißes, frisch aus dem Ofen genommenes Roggenbrot auf. Gegen Kopfgrind empfiehlt sie das Aufstreuen gemahlener Roggenbrot-Rinde.

Im mittelalterliche Aberglauben gab es für Aussat, Gedeihen und Ernte des Roggen – wie für andere Getreidearten auch – viele magische Bräuche. Roggenkörner galten – ebenso wie andere Getreidekörner – als Fruchtbarkeits-Symbol und spielten eine Rolle bei Hochzeitsbräuchen. Den blühenden R.-Ähren wurden glückbringende und dämonenabwehrende Kräfte zugeschrieben. Man verleibte sich diese ein, indem man die Ähren durch den Mund zog und die an der blühenden Ähre haftenden Staubbeutel abschluckte. Durch das Verschlucken glaubte man gegen viele Krankheiten vorgebeugt zu haben. Mit dem am Johannistag gesammelten Roggentau wuschen Mädchen und Frauen das Gesicht, um einen schönen Teint zu bekommen und um Sommersprossen zu vertreiben.

(s. Brot, Brotseuche, Getreide)

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