Rose

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Rose (mhd.; ahd. rosa, v.lat. rosa, grch. rhodon). Die Gartenrose wurde um 800 von Benediktinermönchen aus Italien nach Mittel- und Nordeuropa eingeführt, wo bis dahin nur Wildrosenarten bekannt waren. Schon im Capitulare de villis (794) wird ihr Anbau als Heilpflanze angeordnet. Als Ursprungsland ist Persien anzusehen, von wo sie nach Griechenland, Ägypten und endlich ins Röm. Reich gelangte. Seit dem 10./11. Jh. wurde die Kulturrose auch im christl. Abendland als Zierpflanze gehalten, kannte man den duftenden, symbolträchtigen Rosenhag.

Rosen sind sommergrüne, nur selten ausdauernde Sträucher. Stamm, Äste und Zweige sind mit Stacheln besetzt, die im Volksmund üblicherweise als Dornen bezeichnet werden. Die gestielten oder dem Zweig aufsitzenden fünfblättrigen Blüten haben eine Größe von bis zu 10 cm und sind meist von angenehmem Duft. Die Frucht der Rosen, die Hagebutte, eine sog. Sammelnussfrucht, enthält die behaarten Einzelfrüchte (Nüsschen, Kerne).

Zu den ältesten Sorten wird die Französische Rose (Rosa gallica; auch: Essigrose, Apothekerrose) gezählt. Sie gilt als Stammpflanze aller europ. Gartenrosen. Kreuzritter brachten aus dem Nahen Osten die R. damascena mit. Waren im 13. Jh. nur vier Zuchtsorten bekannt, so sollen gegen Ende des Mittelalter allein in England 14 Rosenarten kultiviert worden sein. Diese waren nicht aus künstlicher Züchtung, sondern aus Mutationen der ursprünglichen Arten hervorgegangen. Diese Mutationen wurden durch Pfropfen, Okulieren oder durch Stecklinge vermehrt.

Rosenöl (Oleum rosarum, der ätherische, stark nach Rosen duftende Extrakt aus getrockneten Blütenblättern der R. damascena) war eines der ersten Produkte der von den Arabern um 1100 übernommenen Kunst der Destillation. Es war begehrt als Riech- und Erfrischungsmittel, besonders als Arzneimittel und als heilkräftiger Zusatz diverser Composita, auch um deren Geruch und Geschmack zu verbessern. (10 kg Rosenblüten ergaben 2-3 gr Rosenöl. Auch das bei der Herstellung von Rosenöl anfallende Destillationswaser [Rosenwasser, aqua rosacea] fand Verwendung als Duft- und Aromastoff.) Rosenöl wurde verordnet bei Verletzungen und Brandwunden, gegen Kopf- und Zahnschmerz, gegen Durchfall und Frauenleiden. Als blutstillender, stopfender und harntreibender Arzneistoff wurden auch die Scheinfrüchte (hiufal, hiefal, hiefe; Hanbutten, Hagebutten) verschiedener Rosenarten (z.B. Heckenrose) verwendet. Im “Macer floridus” wird die Rose als kühlend und trocknend qualifiziert, und von daher als heilsam bei Antoniusfeuer, Hitze im Magen und in der Herzgegend sowie bei Durchfall und Gebärmutterausfluss. Hildegard von Bingen führt die Rose unter Kräutern und empfiehlt sie zur Magenstärkung, gegen Fieber, Husten, Blutspeien und Scharbock (Skorbut).

Während die frühen Christen die Rose noch mit röm.-heidnischer Dekadenz in Verbindung gebracht und daher abgelehnt hatten, wurde der Blütenkelch der Rose zu einem der beliebtesten Symbole des Mittelalter Eine weiße Rosenblüte war das Zeichen Mariens, versinnbildlichte jungfräuliche Reinheit oder Entsagung, eine rote stand für Martyrium, Passion oder Liebe. Von der fünfteiligen Blüte soll das zaubermächtige Pentagramm (s. geometrische Figuren) hergeleitet sein. Sie war – neben der Lilie – das älteste Pflanzenmotiv für Wappenbilder (Stadtwappen von Detmold, Lemgo, Lippstadt, Rosenheim). Auch die bunten Fensterrosetten roman. und got. Kathedralen dürften vom Bild der Rose inspiriert gewesen sein, wenn sie auch in astraler Kreissymbolik wurzelten. Das spannungsreiche Nebeneinander von Blüte und Stacheln war eine Metapher für das schicksalshafte Verbundensein von Liebe und Leid, Glück und Schmerz. Das Bild der Rose ohne Dornen war wieder auf die Jungfrau Maria bezogen (“rose sunder dorn”).

(s. Dorn, Stachel, Parfüm, Pflanzensymbolik, Rosette)

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