Salz

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Salz (mhd., ahd. salz = eigentl. das Schmutziggraue; Kochsalz, Natriumchlorid) Salz ist für Mensch und Tier ein lebensnotwendiger Nahrungsbestandteil, es beeinflusst den Wasser- und Elektrolythaushalt und sorgt für gleichbleibenden (isotonen) Blutdruck. Kochsalz war nicht nur Nahrungs- und Würzmittel, es diente auch als wichtigstes ® Konservierungsmittel für Nahrungsmittel und Tierhäute und als Bestandteil der ® Glasur von Tonwaren. (Mit Salz konservierte man Nahrungsmittel wie Fisch, Fleisch, Käse, Butter, Gemüse und Eier. Zum Einsalzen von fünf Fässern Hering brauchte man beispielsweise 1 Fass Salz.) – Der fiktive jährliche Durchschnittsverbrauch pro Kopf der Bevölkerung wird auf 15 kg. geschätzt. Rinder benötigen pro Tag durchschnittlich 40 g, Pferde 20 g, Schafe 3 g.).

Kochsalz kommt – außer im Meerwasser – in salzhaltigen Quellen und in unterirdischen Lagern (als Steinsalz) vor; es wird bergmännisch oder durch Salinenkunst gewonnen. “Hüttensalz” ist bergmännisch gewonnenes, zermahlenes und gereinigtes Speisesalz. “Sudsalz” wurde durch Eindampfen von Salzsole und nachfolgendes Trocknen gewonnen. Verunreinigungen wie Gips u.a. setzten sich als Salz- oder Pfannenstein ab und mussten nach Beendigung des Sudvorgangs entfernt werden. Meer-, See- oder Baiensalz stammte aus Meeressalinen (Salzgärten) Frankreichs und der Mittelmeerländer. Das Friesensalz aus den Salzsiederwarften der nord- und ostfriesischen Küstenregionen stammte aus der Asche der heimischen salzdurchtränkten Torfe. Der Salztorfabbau blieb ein bedeutender Erwerbszweig, bis das friesische Salz im 15. Jh. nicht mehr mit dem Salinensalz konkurrieren konnte.

Schon in vorgeschichtlicher Zeit war im deutschsprachigen Raum der bergmännische Abbau von Steinsalz und die Salzgewinnung aus natürlichen Solequellen bekannt. Seit dem Hochmittelalter kannte man zudem das Laugverfahren im Berg, das erstmals Ende des 12. Jh. in Hallein angewandt wurde. Orte mittelalterliche Salzgewinnung waren: Heilbronn (um 500), Reichenhall (um 700), Salzungen (775), Sooden-Allendorf (um 780), Bad Nauheim (8.-10. Jh.), Bad Kissingen (9. Jh.), Lüneburg (956), Schwäbisch Hall (um 1000 erstmals urkundlich erwähnt), Aussee (1147), Berchtesgaden (1150), Hallein (1177), Hallstadt, Hall i. Tirol (1260), Greifswald (1193) sowie Halle a. d. Saale, Kolberg, Oldesloe, Orb, Salzdetfurth, Salzgitter, Salzkotten, Salzuflen, Salzwedel, Schönebeck, Staßfurt, Werl u.a.m. Der Bedeutung der Salzwirtschaft entsprach die große Anzahl der damit zusammenhängenden Familiennamen; Saltzenberg, Salzbrecher, Salzstößer, Salzer, Sältzer, Salzgeber, Salzgässer, Salzinger, Salzköter, Sälzle, Salzlechner, Salzmann, Salzmeier, Salzmesser, Salzwedel, Salzl, Salzner, Solter, Salis u.v.a.

Salzbergwerke, Salzbrunnen und Salinen bzw. deren Ertrag waren im Frühmittelalter Teil der Regalien und sind später durch Verleihung und Usurpation in die Hände von Landesfürsten gekommen. Schon früh waren auch Bischöfe und Klöster – besonders solche des Benediktiner- und des Zisterzienserordens – durch Schenkung in den Besitz von Salzrechten gelangt. So hatte die Kirche in Salzburg bereits im 7. Jh. Anteile an der dortigen Salzförderung, hatte Fulda Rechte an Bad Kissingen (seit 823) und Hersfeld an Salzungen (seit 775). Die Salzquellen von Halle waren durch Otto I. dem Erzbischof von Magdeburg gestiftet worden. Ebenfalls durch Otto I. war dem Benediktinerkloster St. Michaelis in Lüneburg das Zollrecht auf Lüneburger Salz zuerkannt worden. Das Berchtesgadener Regularkanonikerstift erhielt um 1186 das Salzregal von Kaiser Barbarossa verliehen. Geistl. wie weltl. Eigner von salzwercen wussten aus dem Salzhandel ein gewinnträchtiges Monopol zu machen.

In der mittelalterliche Volksheilkunde verwendete man Salz als Heilmittel gegen verschiedene Hautleiden von Juckreiz bis Aussatz. Besondere Heilkraft wurde geweihtem Sal (sal sacerdotale) zugetraut.

Im Ritus der kathol. Kirche spiegelt sich der Glaube an die unheilabwehrende Kraft des Salzes wieder, wenn bei Taufe und Exorzismus geweihtes Salz gegeben wurde.

Eine große Rolle spielte Salz als Apotropaion (Mittel gegen böse Geister und Hexen, gegen den Bösen Blick und gegen sonstigen Schadenszauber) sowie als Prophylaktikum und Therapeutikum (zur Abwehr von Krankheiten bekamen neugeborene Kinder oder Haustiere etwas geweihtes Salz auf die Zunge; Krankheiten heilte man, indem man Urin des Patienten mit Salz versetzte und dann vergrub u.a.m.). Salz zu verschütten galt – beonders wenn es sich um kirchlich geweihtes Salz handelte – als übles Vorzeichen. Mit jemandem die wichtigsten Nahrungsmittel Brot und Salz zu teilen, galt als Zeichen unverbrüchlicher Freundschaft und Treue.

(Saline, Salzgewinnung, Salzhaus, Salzregal, Salzsieder, Solegewinnung)

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