Schachbrettstein

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Schachbrettstein. An vielen spätroman. und frühgot. Granitfeldstein-Kirchen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, in den Gebieten beiderseits der Oder, in Jütland und in Südschweden finden sich an gut sichtbaren Stellen der Außenwände eingemeißelte und hell-dunkel gefelderte Schachbrettmuster. Die Ornamente sind jeweils auf einem einzelnen oder auch auf mehreren Steinen angebracht, Größe der Felder und deren Anzahl variieren. Die Schachbrettsteine sind z.T. in sekundärer Verwendung vermauert worden (Spolien), manche mögen auch noch unter Putz verborgen sein. Insgesamt hat man bis heute 80 Schachbrettsteine an 60 Kirchen katalogisiert.

Über die Bedeutung bzw. die beabsichtigte Botschaft des Motivs gibt es bislang nur Vermutungen. Die wohl glaubhafteste zielt auf einen Zusammenhang mit dem die Kirche umgebenden Gottesacker und dem Totenkult: unbesehen ihrer Herkunft und Stellung müssen Hoch und Niedrig, Arm und Reich gleichermaßen ins Grab hinein. Der Franziskaner Johannes Gallensis, Doktor der Theologie an der Universität Paris, schreibt um 1260: “Die Welt gleicht einem Brett mit weißen und schwarzen Feldern, auf denen die Menschen als Schachpuppen verschiedene Plätze einnehmen. Früh holt man die Figuren … aus einem Sack hervor … nach vollendetem Spiel wartet aber Aller, ungeachtet ihrer verschiedenen Stellung im Leben und im Spiele, der nämliche Ort. Und wie der König dabei wohl zuunterst im Beutel zu liegen komme, so könnten auch die Großen der Erde zur Hölle, die Armen aber in den Himmel gelangen….” – Heinrich von Neustadt (13./14. Jh.) mahnt: “Der Tod sagt allen Menschen Schach und wirft sie den Würmern zum Fraße vor.” – Der Dichter Hugo von Trimberg (13./14. Jh.) schreibt: “Diese Welt gleicht einem Spielfeld, denn wie das Schach hat sie Könige, Grafen, Ritter, Richter und Bauern. Und ganz so führt Gott mit uns sein Spiel durch. Wer sündigen Gedanken nachhängt, dem bietet der Teufel stets Schach und setzt ihm die Seele matt, falls er sich nicht gut zu schützen weiß.”

(s. memento mori, Totentanz)

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