Schleusen

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Schleusen (v. mndd. sluse; aus mlat. exclusa, sclusa = Absperrung, Wehr). Im Zusammenhang mit Bauten zur Wasserzuleitung oder Wasserrückhaltung für Mühlen odeer Fischteiche, zur Be- und Entwässerung von landwirtschaftlichen Nutzflächen und zur Schiffbarmachung von Wasserwegen hatte man Erfahrungen im Damm-, Kanal- und Wehrbau gemacht. Besonders fortschrittlich war die Wasserbautechnik in Flandern, in den Niederlanden und in Oberitalien, wo man schon im 11./12. Jh. Siele – absperrbare Wasserdurchlässe in Deichen – kannte. Daraus entwickelte sich im 13. Jh. die sluse (oder waterlosinge), eine Absperrvorrichtung zur Wasserstandsregulierung in Kanälen.

Ma. Schleusen bestanden aus einem den Wasserlauf stauenden Damm (Stauschleusen) und einem darin befindlichen sperrbaren Durchlass, dem Schleusentor. Um ein Schleusentor gegen den Wasserdruck öffnen zu können, war es mit verschließbaren Öffnungen (Schützen) versehen. Beim Öffnen des Schleusentors trieb das talwärts fahrende Schiff mit der Flutwelle in das Unterwasser und weiter bis zur nächsten Schleuse. Auf der Scheitelstrecke eines Kanals, welcher zwei Flussläufe über eine Wasserscheide hinweg miteinander verband, benutzte man eine zweitorige Schleusenkammer: nach dem Einfahren in die Scheitelstrecke mussten die Schiffe hinter den geschlossenen Toren (an beiden Enden der Scheitelstrecke) oft tagelang warten, bis sich genügend Zuflusswaser zum Durchfahren der Strecke gesammelt hatte. Nach dem Öffnen eines der Tore wurden die Schiffe auf dem Wasserschwall ins jeweilige Unterwasser getragen. Nach diesem Stauschleusen-System wurde z.B. auf dem Stecknitzkanal (zwischen Trave und Elbe) und auf dem Alsterkanal (Alster-Beste-Trave) geschleust. Bergfahrende Schiffe wurden von Treidelpferden durch die Flutrinne ins Oberwasser gezogen. Waren sie zu schwer beladen, mussten sie vorher geleichtert werden.

Im 13./14. Jh. kam es zu einer starken Vermehrung der Wassermühlen. Um diesen einen gleichbleibenden Wasserzulauf zu gewährleisten, wurden – zumal in Flüssen mit geringem Gefälle – viele Staudämme angelegt, welche die Schifffahrt blockierten. In stärker befahrenen Flussstrecken baute man hölzerne Gerinne (Schiffsgassen; mhd. flutrenne, rinne; lat. canale fluvium) zum Unterwasser, in welche die Schiffe nach Öffnung eines Tores einfahren konnten.

In der als Salzhandelsstraße wichtigen Saale richteten in der ersten Hälfte des 14. Jh. Techniker des Deutschen Ordens Staudämme mit Wehr und Flutrinne ein. Die Ordensleute hatten vorher bei der Regulierung der Weichsel Erfahrungen bei Wassersperrbauten gesammelt.

Im alpenländischen Holztriftwesen wurden hölzerne Sperrwerke (Triftklausen) errichtet, hinter denen sich Wasser anstaute, das nach dem Öffnen des Klausentores im Schwall zu Tal schoss und dabei Holzstämme mit sich trug.

Im 15. Jh. wurde in Oberitalien (evtl. gleichzeitig in den Niederlanden) die Möglichkeit entdeckt, Niveauunterschiede von Gewässern durch doppeltorige Kammer- oder Kastenschleusen zu überwinden. (Erste Kammerschleusen lassen sich seit 1438/39 im Gebiet von Mailand nachweisen. Ihre Erfindung wird dem Italiener Philippo degli Orani zugeschrieben.) Ein großes Becken wird berg- und talwärts durch wasserdichte Tore abgeschlossen. Wird das untere Tor geschlossen und das obere geöffnet, dann steigt der Wasserspiegel und mit ihm das in der Schleuse befindliche Schiff auf das Niveau des Oberwassers. Umgekehrt sinkt bei geschlossenem oberen Tor und geöffnetem unteren das Schiff auf die Höhe des Unterwassers.

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